„Das Projekt ist gescheitert“

Rolle rückwärts statt Verjüngungskur: Im Nürnberger Jazzstudio wird wieder mächtig über Zukunftskonzepte gestritten. Jetzt wurde Programmmacher Horn rausgeworfen.
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Bleibt bei den internen Machtkämpfen wohl auf der Strecke: Programmmacher Reinhold Horn soll das Jazzstudio verlassen.
Berny Meyer Bleibt bei den internen Machtkämpfen wohl auf der Strecke: Programmmacher Reinhold Horn soll das Jazzstudio verlassen.
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NÜRNBERG - Rolle rückwärts statt Verjüngungskur: Im Nürnberger Jazzstudio wird wieder mächtig über Zukunftskonzepte gestritten. Jetzt wurde Programmmacher Horn rausgeworfen.

Scherbenhaufen nach dem versuchten Neuanfang: „Das Projekt ist gescheitert“, sagt Helmut Schüler, seit Mittwochabend und nach einer eilig einberufenen Mitgliederversammlung wieder 1. Vorstand des Nürnberger Jazzstudios. In dieser Sitzung wurde Reinhold Horn (48), der in den letzten Jahren Publikum und Angebote mutig und einfallsreich verjüngt hat, aus dem Vorstand gekegelt und darf auch nicht mehr das Programm machen. „Es gab intern heftige Querelen“, sagt Schüler (69) über die schwelenden Grabenkämpfe. Der neue Programmmacher heißt Peter Meixner und ist 62. Die zuletzt ausgerufene Verjüngungskur scheint durch die personelle Rolle rückwärts gestoppt. Vielleicht auch nicht. Reinhold Horn will gegen seinen Rauswurf klagen.

Das Sandsteingewölbe unterhalb der Kaiserburg, inzwischen Europas ältester bespielter Jazz-Club, ist mit schrillen Tönen vertraut. Vielleicht auch von der Bühne herab, sicherlich jedoch aus den Reihen der Mitglieder. Da wurde nicht erst zu Zeiten des inzwischen im Groll gegangenen einstigen „Jazz-Papstes“ Walter Schätzlein heftig gestritten um ein musikalisches Zukunftsmodell und das Überleben des Ehrenamtes. Horn, der auch das „Stimmenfang“-Festival plant, setzte weniger auf (teure) amerikanische Musiker als auf die wachsende europäische Szene, knüpfte Reihen als rote Fäden, ignorierte Jazz-Grenzen und intensivierte den Kontakt zum Bayerischen Rundfunk, der dort regelmäßig Newomer aufzeichnet (nächsten Freitag etwa Pink Freud aus Polen beim Festival „Polenallergie“).

Das Torpedieren von Beschlüssen als Folge von Gedächtnislücken?

„Eigenmächtigkeiten“ in der Programmgestaltung wirft ihm Schüler vor, „die nicht mehr hinnehmbar waren“: „Das lief an uns langsam vorbei.“ Völlig falsch, kontert Horn, alle Jahresplanungen und Finanzierungsfragen seien abgestimmt und kommuniziert worden: „Da gab es keinen Widerspruch.“ Dafür seien Beschlüsse – wie etwa zum kommenden „Stimmenfang“ – nachträglich „torpediert“ worden. Ein Fall von Gedächtnislücken?

Während Schüler schon von der Einstellung einer Bürokraft und der Installierung eines neuen „Programmbeirats“ spricht, sieht Horn ein „schwebendes Verfahren“. Vor allem das Vorgehen beim Einberufen der Mitgliederversammlung hält er für rechtswidrig. Er verweist auf seinen bis 30. September gültigen Vertrag. Das Festival „Polenallergie“ mit Tomask Stanko und Leszek Mozdzer/Lars Danielsson nächstes Wochenende wird laut Horn laufen: „Ich werde das auch organisieren.“

Andreas Radlmaier

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