Das Mittelalter als Wahlkampf-Hit
Die CSU will die Kaiserburg aufmöbeln und zu einer „Botschafterin“ dieser Epoche machen. Im nächsten Jahr soll das Konzept erarbeitet werden.
NÜRNBERG Die Nürnberger CSU will im Landtagswahlkampf mit dem Mittelalter punkten. „Das ist der Schwerpunkt der bürgerlichen Kulturpolitik im Großraum“, kündigt Nürnbergs CSU-Chef Markus Söder an. Ein erstes Zeichen will er mit der Kaiserburg setzen. Die soll aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt und zu einer „Botschafterin mittelalterlicher Kultur“ ausgebaut werden. „Kein anderes Bauwerk in Deutschland ist für das Mittelalter so bedeutend wie die Kaiserburg!“
Nazi-Diktatur und das Thema Industriekultur schon "hervorragend aufgearbeitet"
Mittelalter kommt an, nicht nur bei kleinen Kindern, die mit Holzschwertern und Steckenpferden Ritter spielen. „Es gibt ein allgemein großes Interesse für diese Zeit“, weiß Söder. Die jedoch in der bisherigen Sicht auf die Nürnberger Stadtgeschichte an den Rand gedrängt wurde, findet die CSU und will das ändern.
Nürnbergs Rolle in der Nazi-Diktatur und das Thema Industriekultur seien hervorragend aufgearbeitet, so Söder. Nun gelte es, den dritten wichtigen Strang der Stadtgeschichte, das Mittelalter, zu würdigen. „Alle deutschen Kaiser zwischen 1050 und 1571 waren in Nürnberg“, sagt Karl Freller. Der Vize der CSU-Landtagsfraktion sieht in der Kaiserburg ein „optimales Sinnbild für die Metropolregion“.
Damit sie jedoch darüber hinaus strahlen kann, müsse die Burg besser präsentiert werden. Zwar hat das Germanische Nationalmuseum auf der Burg eine Außenstelle. Doch diese Schau sei ausbaufähig. Söder denkt an eine hochmoderne multimediale Präsentation. Damit die Burg auch zu einem Magneten für Bildungstouristen werde.
Kaiserburg-Museum als möglicher Standort für die große Dürer-Ausstellung
Das kostet Geld. Im nächsten Jahr soll das Konzept zusammen mit der staatlichen Schlösserverwaltung erarbeitet werden. Mit dem Burgherren, Bayerns Finanzminister Erwin Huber, zu dessen Ressort die Schlösserverwaltung gehört, hat Söder schon gesprochen. Er zieht mit. Außerdem wird er einen größeren Zuschuss für die Burgpläne geben müssen. Ab 2010 könnte dann gebaut werden, damit das neue Kaiserburg-Museum rechtzeitig als möglicher Standort für die große Dürer-Ausstellung fertig ist, in der das Germanische Nationalmuseum 2012 die Frühwerke des mittelalterlichen Maler-Genies präsentiert.
Am liebsten unter der deutschen und bayerischen, der europäischen und fränkischen Fahne. Für diesen Kompromiss will Freller werben. „Schließlich hatte und hat die Kaiserburg ja europäische Bedeutung!“
Michael Reiner
- Themen:
- CSU
- Erwin Huber
- Markus Söder