Das Minirock-Festival
NÜRNBERG - Am Samstag steigt das Minirock-Festival im MUZclub – die AZ stellt die vier Bands vor. Teil eins der Serie: Mehr 2010 geht nicht - Jacks Smirking Revenge
Am Samstag rockt die Stadt – zumindest im Club der Musikzentrale. Denn dort findet ab 20 Uhr das erste Minirock-Festival statt – eine Auswahl der besten Musiker aus Franken treten zur Leistungsschau an. Die Abendzeitung stellt bis Freitag die Bands vor.
Diese Band ist 2010: laut, hektisch, schnell, digital, manchmal genial und – selbstgemacht und analog. Die Haare liegen halblang im Trend auf dem Haupt, Manu (20, Gitarre, Gesang), Max (20, Bass), Peter (18, Synthie und Gesang) und Daniel (22, Schlagzeug) tragen einen Scheitel der fast ein Auge verdeckt, die Klamotten sehen verdächtig nach H&M-Mode aus, aus den Mundwinkeln glänzen Piercings. Mehr „jetzt“ als bei Jacks Smirking Revenge geht nicht. Die musikalischen Vorbilder der Fünf stammen allesamt aus den vergangenen paar Jahren – Rückbesinnung auf Wurzeln gibt es nicht. Als nach einem Konzert im Hirsch ein Gast Parallelen zu Roxy Music zog, konnte Sängerin Aisha (21) nichts damit anfangen. Die Internet-Plattform Youtube brachte die Erklärung – und ein Stirnrunzeln. „Das sind wir doch gar nicht.“
Nein, sind JSR nicht. Sie sind etwas komplett Eigenes. Zwar sind die Versatzstücke, aus denen sich die Musik zusammensetzt, nicht neu – Elektro, Rock, Emo und Popmelodien – nur: die Summe ist neuer – und man möchte fast sagen: besser – als die gebrauchten Einzelteile. Da ist zum Beispiel der Prozess des Songschreibens. Wo früher Bands gejammt haben, schicken sich die Bandmitglieder am Computer daheim erstellte Song-Fragmente gegenseitig zu, bearbeiten diese und schicken sie zurück. Ergebnis: Vier bis fünf verschiedene Versionen des Ur-Musters. „Daraus basteln wir dann den Song. Am Schluss textet Aisha noch dazu und schreibt die Melodielinie“, erklärt Gitarrist Manu.
Mit dem Schreiben eigener Songs haben die Fünf im Sommer 2007 begonnen – gekannt haben sich die Schüler und Studenten schon vorher. 2008 folgte der erste Auftritt, seitdem spielte die Band unter anderem vor über tausend Konzertbesuchern im Erlanger E-Werk, wurde von einem Label entdeckt und unter Vertrag genommen. Gerade wird das erste Album produziert. Darauf: gelungene Brachial-Ohrwürmer wie „My 23“ oder das raffiniert arrangierte „Breathless But Charmed“, das sich wohltuend aus dem derzeit aktuellen Verzerrte-Gitarren-Kosmos abhebt. Promotechnisch gut beraten sind JSR mit den Aufmerksamkeit heischenden Bühnenoutfits – in Neon. Dass sie mit dieser Ästhetik an die Mode der 80er anknüpfen und gleichzeitig auf der Zeitgeist-Welle schwimmen ist ihnen egal: „Das mit den 80er hat man uns schon mal gesagt“, meint Aisha, „aber wir kennen uns damit nicht aus. Außerdem machen wir, was uns gefällt.“ Martin Mai