Das letzte Halali?

Bei Playoff-K.o. der Tiger: Team zerfällt, Trainer geht – und Alleinunterhalter Hertel wirft hin. Die Zukunft des Nürnberger Eishockeys liegt unter einem Grauschleier. Bleibt zu hoffen, dass Laporte nicht mit leeren Händen geht.
von  Abendzeitung
Abschiedsrunde? Tiger-Coach Laporte zieht’s nach Basel.
Abschiedsrunde? Tiger-Coach Laporte zieht’s nach Basel. © Bayernpress

Bei Playoff-K.o. der Tiger: Team zerfällt, Trainer geht – und Alleinunterhalter Hertel wirft hin. Die Zukunft des Nürnberger Eishockeys liegt unter einem Grauschleier. Bleibt zu hoffen, dass Laporte nicht mit leeren Händen geht.

NÜRNBERG Training, Videostudium, Besprechung – „ganz normale Routine-Vorbereitung halt“, sagt Sportdirektor Otto Sykora vor dem bislang wohl wichtigsten Spiel der Saison für die Nürnberger Eishockey-Profis. Denn geht heute (19.30 Uhr, Arena Nürnberger Versicherung) auch das fünfte Playoff-Duell mit den DEG Metro Stars in die gut gepolsterten Hosen, ist Schicht im Schacht im Tiger-Käfig – und erstmals in der DEL-Historie für den Vorrunden-Primus schon im Viertelfinale Feierabend. „Zeit wird’s“, findet Düsseldorfs Patrick Reimer. „Wir sind gut drauf und Nürnberg steht mächtig unter Druck.“

Und das nicht nur sportlich und für den Moment. Noch liegt über der Zukunft des Profi-Eishockeys in der Noris ein ziemlicher Grauschleier. Alleingesellschafter und Finanzier Günther Hertel hat die Entscheidung über sein weiteres Engagement auf Mitte April vertagt – und sich für zwei Wochen in die USA verabschiedet. Insider vermuten, dass der Unternehmer aus Wendelstein wohl nur im Falle des Titelgewinns bei der Stange bleibt, weil nur dann Großsponsoren angelockt werden könnten und Hertel nicht ständig die eigenen Spendierhosen bemühen müsste.

Gerüchteküchen und der drohende Super-Gau

Gerüchteweise wird Professor Michael Popp, Vorstandsvorsitzender der Neumarkter Bionorica AG, der den Sponsoren-Vertrag mit den Noris-Cracks erst kürzlich verlängert hatte (AZ berichtete) für den Fall der Fälle als Hertel-Nachfolger gehandelt. Hatte doch der ehemalige Hauptgesellschafter Harry Frey vor einem Monat schon treffend festgestellt: „Bionorica und die Sinupret Ice Tigers – das ist eine sehr glückliche Ehe geworden.“

Zukunftsmusik. Erst einmal gilt es, den Super-Gau auf dem Eis abzuwenden. Und dazu müssen jetzt drei Siege her. „Wir denken nur von Spiel zu Spiel, konzentrieren uns jetzt ganz auf den Mittwoch“, sagt Sykora. „Wir müssen gewinnen, erst dann beschäftigen wir uns mit Freitag und Sonntag.“

Physisch und psychisch scheinen die Tigers die letzten drei Niederlagen in Folge gegen Düsseldorf ohne größeren Flurschaden überstanden zu haben. „Es gibt keine Müdigkeit, die Beine sind frisch“, sagt Sykora. Und: „Die Jungs wollen den Spieß unbedingt noch umdrehen. Sie sind sauer, wie es bisher gelaufen ist, weil das absolut unnötig war. Diese Mannschaft ist auch vor einem Jahr wieder auferstanden. Und eine Mannschaft, die nach 56 Vorrunden-Spielen Erster ist, die hat Charakter.“ Also gilt es heute „den Bann zu brechen“. Und dafür braucht es „viel Geduld und die bedingungslose Unterstützung der Fans – und zwar von der ersten bis zur letzten Minute“, so Sykora.

Damit das letzte Stündchen für einige Protagonisten in Nürnberg möglichst noch lange nicht geschlagen hat. Sean Brown wechselt nach Klagenfurt, Christian Laflamme geht heim nach Kanada, Ahren Spylo mangelt’s nicht an sicher gut dotierten Angeboten (Hamburg, Schweiz) und Scott King mutiert angeblich vom Tiger zum Hai.

Trotz Vertrag bis 2009 verspürt auch Trainer Benoit Laporte Fernweh (Basel?) – und Hertel ist nicht der Typ, der Reisende unbedingt aufhält. Doch Erfolgsmensch Laporte will sicher nicht mit leeren Händen gehen. Da kann DEG-Star Daniel Kreutzer („Am Mittwoch buchen wir das Halbfinale“) tönen, wie er will. „Wir entscheiden das“, wirft sich Sykora in die Brust – „nicht Düsseldorf.“ Und Tigers-Keeper Dimitrij Kotschnew weiß auch schon wie: „Wir müssen Unterzahl vermeiden, denn Fünf gegen Fünf sind wir das bessere Team.“

G. S. /M. R.

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