Das kostet der Endlos-Winter
Streusalz, Unfälle, Schlaglöcher: Auf die Stadt Nürnberg und die Bürger kommen zusätzliche Ausgaben in Millionenhöhe zu
NÜRNBERG Der Frühling macht’s in diesem Jahr spannend: Ein Ende des Winters ist nicht in Sicht. Bis zum Wochenende soll es auch in Mittelfranken weiter schneien. Schnee, Kälte und Eis nerven nicht nur Hausbesitzer und Autofahrer, die wegen Schnee und Eis ständig vor ihrer Tür schippen und streuen müssen und sich über zugefrorene Scheiben, glatte Straßen und verschneite Parkplätze ärgern. Dieser Endlos-Winter wird auch richtig teuer...
Wirtschaft:
2 Milliarden Euro. Der Deutsche Industrie-und Handelskammertag (DIHK) schätzt, dass das harte Winterwetter die Wirtschaftsleistung massiv drücken wird. „Der Wirtschaft gehen dadurch etwa zwei Milliarden Euro verloren“, sagt DIHK-Chef Volker Treier. Grund sind vor allem Probleme in der Bauwirtschaft. Hochgerechnet auf Nürnberg wären das über 12 Millionen Euro.
Winterdienst:
8 Millionen Euro. Rund vier Millionen Euro hat Ronald Höfler, Chef des städtischen Servicebetriebs Öffentlicher Raum (SÖR), eingeplant. Das war im Herbst. „Wir konnten nicht absehen, dass der Winter so lange dauert und so heftig wird. Jetzt rechne ich, dass wir die doppelte Summe benötigen.“ Das Geld wird für Streusalz und Blähton verwendet, für die zusätzlichen Arbeitsstunden der SÖR-Mitarbeiter und für’s provisorische Stopfen der Löcher in den Straßen. Streusalz musste in ganz Europa teuer nachgekauft werden. Jetzt hat SÖR wieder eine Reserve von 1000 Tonnen.
Schlaglöcher:
9 Millionen Euro im Jahr bräuchte die Stadt Nürnberg, um ihr 1625 Kilometer langes Straßennetz optimal zu flicken. Das hat der Autoclub ACE ausgerechnet. SÖR-Boss Höfler stöhnt schon jetzt, wenn er ans Frühjahr denkt. Dann müssen die jetzt provisorisch geflickten Löcher in Straßen und Gehsteigen nochmals richtig ausgebessert werden – und das wird nochmals richtig teuer.
Staus:
Der Winter macht die Straßen dicht. Arbeitnehmer kommen zu spät, Güter bleiben auf der Straße stecken. Experten haben ausgerechnet, dass ein Kilometer Stau einen volkswirtschaftlichen Schaden von 300000 Euro verursacht.
Verkehrsunfälle:
200.000 Euro am Tag. Es kracht weiter auf Frankens Straßen. Gestern verzeichnete die Polizei allein Nürnberg von 7 bis 11 Uhr insgesamt 84 Unfälle, acht Menschen wurden dabei leicht verletzt. Am Ende des Tages waren es über 100. Im Durchschnitt belaufen sich die Kosten bei Unfällen mit reinem Sachschaden auf etwa 2000 Euro pro Unfall.
Verletzungen durch Glätte:
An einem durchschnittlichen Winter-Wochenende ist der Rettungsdienst im Großraum etwa 100 Mal im Einsatz, um Opfer mit Brüchen und Prellungen zu versorgen. Das kostet von 300 Euro für eine Prellung bis zu 20.000 Euro bei komplizierten Brüchen. Ganz zu schweigen von den aufwändigen Reha-Maßnahmen. Erkältungen und Grippe sorgen für einen erhöhten Krankenstand.
Eiszapfen:
Wenn es taut und wieder friert, wachsen die Eiszapfen. Hausbesitzer sind verpflichtet, sie von Dächern und Dachrinnen zu entfernen. Das geht oft nur mit der Drehleiter der Feuerwehr. Die verlangt für einen solchen Einsatz einen Stundensatz von 250 Euro.
Versicherungen:
230 Millionen Euro. Diese Summe haben Versicherungs-Experten hochgerechnet für die zusätzlichen Versicherungskosten durch den Winter.
Heizkosten:
Bei minus fünf Grad steigen auch die Heizkosten um etwa 1,75 Euro pro Tag und Haushalt. Das dicke Ende kommt mit der Heizkostenabrechung im Frühjahr. Weil die Heizperiode jedoch mit einem milden November begonnen hat, dürfte der Schock nicht ganz so groß werden.
Landwirtschaft:
4000 Euro mehr pro Gewächshaus als in den Wintern zuvor müssen die Bauern im Nürnberger Knoblauchsland im Schnitt in die Heizkosten investieren. Das entspricht einer Zunahme von 50 Prozent. Doch damit nicht genug: Durch das längere Heizen entsteht zu viel CO2, was den Salatpflanzen zusammen mit dem seit Wochen fehlenden Sonnenlicht den Garaus macht. Manche Bauern schalteten in ihrer Verzweiflung die Heizung komplett ab. mir/CS/sw
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