Das ist Frankens fieseste Menschenhändler-Bande

Audio von Carbonatix
Vier Mitglieder der Gang stehen seit Montag vor dem Landgericht. Sie kassierten Hunderttausende von Euro.
NÜRNBERG Sie nährten die Angst der Menschen, versetzten sie dann in den Zustand der Hoffnung – und kassierten am Ende gnadenlos ab. So funktionierte das skrupellose Geschäft einer internationalen Menschenhändler-Bande. Vier Mitglieder von Frankens fiesester Menschenhändler-Bande stehen seit Montag vor dem Nürnberger Landgericht.
Den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge sind die vier Angeklagten, drei Iraker und ein Türke, Teil einer noch größeren Bande. Die eigentlichen Drahtzieher des illegalen Netzwerkes, das sich über eine Vielzahl von Ländern erstreckt, konnten indessen nicht ermittelt werden.
Ein Teehaus und ein Einkaufsmarkt waren die Geschäftszentralen
Eine zentrale Rolle bei den illegalen Machenschaften, mit denen vor allem Iraker heimlich nach Europa geschleust wurden, spielt laut Anklage Pishtiwan A. (32). Er war danach zum einen der Ansprechpartner für diverse Schleuser-Banden, zum anderen der Mann, über den alle finanziellen Transaktionen liefen. Seine Geschäfte steuerte er wechselweise von einem Teehaus in Plärrer-Nähe und von einem Einkaufsmarkt in der Rothenburger Straße aus.
Aus sichergestellten Unterlagen geht hervor, dass der Menschenhandel ein ausgesprochen lukratives Geschäft ist. Etwa 10.000 Euro musste jeder bezahlen, der die chaotischen Verhältnisse im Irak hinter sich lassen wollte.
Für die Menschenhändler war nur der Gewinn wichtig
Diese Menschen wurden oftmals ohne ausreichende Nahrung, frierend und zusammengepfercht in engen Transportern über die Türkei, Griechenland, Italien und Österreich nach Deutschland oder Skandinavien gebracht. Bis zu 30 Personen wurden auf der Ladefläche eines Kleintransporters zusammengequetscht.
Für die Menschenhändler, die jetzt vor Gericht stehen, war nur der Gewinn wichtig. Und der war enorm.
Allein in der zweiten Jahreshälfte 2008 transferierte Pishtiwan A. fast 900.000 Euro aus dem Irak nach Deutschland oder in umgekehrte Richtung. Er bezahlte auch die übrigen Bandenmitglieder, die an dem unwürdigen Geschäft beteiligt waren.
Für die 12. Kammer des Landgerichts wird die Wahrheitssuche nicht einfach sein. Deshalb wurden vorsorglich bereits 17 Verhandlungstage bis weit in den September hinein anberaumt. Gestern beschränkte sich das Gericht im wesentlichen auf die Verlesung der Anklageschrift, die inklusive der wesentlichen Ermittlungsergebnisse so dick wie ein Buch ist. Ein Geständnis, das den Prozess wesentlich verkürzen könnte, kam den Angeklagten zum Prozessauftakt nicht über die Lippen.
Damit ist ein umständliches und aufwändiges Verfahren zu erwarten. H. Reister
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