„Das Gleis“: per Sonderzug in den Tod

Eine beeindruckende Ausstellung im Dokuzentrum verbindet den „Ort der Täter“ mit den „Orten der Vernichtung“
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Beeindruckt: Nürnbergs OB Ulrich Maly und Kulturreferentin Julia Lehner an der Gleis-Installation mit den 60000 Namenskarten.
bayernpress Beeindruckt: Nürnbergs OB Ulrich Maly und Kulturreferentin Julia Lehner an der Gleis-Installation mit den 60000 Namenskarten.

NÜRNBERG - Eine beeindruckende Ausstellung im Dokuzentrum verbindet den „Ort der Täter“ mit den „Orten der Vernichtung“

Es ist nur ein Hundertstel: 60 000 Karten liegen im Dokumentationszentrum Reichsparteitage in einem Gleisbett. Ein Name steht auf jeder Karte. Einer für einhundert Menschen, die von den Nazis ermordet wurden. „Hätten wir jedem Opfer seinen Namen wiedergeben wollen, hätte das Gleis vier Kilometer lang sein müssen – bis ins Herz Nürnbergs“, sagt Hans-Christian Täubrich, Leiter des Dokuzentrums, bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Das Gleis. Logistik des Rassenwahns“ (bis 31.Oktober).“

„Das Gleis“ beschäftigt sich im Jahr des 175. Bahnjubiläums mit der dunkelsten Seite der Bahngeschichte: Der Deportation von Millionen Menschen in die Vernichtungslager. Die Deutsche Bahn beteiligt sich an der Konzeption der Ausstellung – man wolle so Verantwortung übernehmen, sich mit der Rolle der Reichsbahn bei der Ermordung von Millionen Juden auseinandersetzen, sagt Susanne Kill von der Deutschen Bahn.

Das ist aber nur ein Aspekt. „Das Gleis“ bringt erstmals den „Ort der Täter“ mit den „Orten der Vernichtung“ zusammen. Die Ausstellung zeigt den Weg von den vor 75 Jahren verkündeten Nürnberger Rassengesetzen als Grundlage der beginnenden Repressionen bis zur industrialisierten Vernichtung von Millionen Menschenleben in den Lagern. Die lagen weit im Osten, teils 2000 Kilometer entfernt – eine Distanz die den Nazis zur Verschleierung ihrer Verbrechen diente, und die nun aufgebrochen wird durch Live-Bilder aus den Gedenkstätten Auschwitz-Birkenau, Belzec, Chelmno, Majdanek, Treblinka und Sobibor.

An den Beginn des Rundgangs haben die Ausstellungsmacher Zeitzeugen-Zitate gesetzt, die vom Rassenwahn, der Gewalt gegen Juden erzählen. Es folgt ein Raum, der die willfährige Mitarbeit der Reichsbahner erschreckend verdeutlicht: Per Video erklärt Walter Stier, damals Chef des Fahrplanwesens, in den „Sonderzügen“ seien doch sowieso nur „Verbrecher“ gewesen, und es hätte ja niemand gewusst, dass sie auf dem Weg in Vernichtungslager seien. Vorbei an stilisierten Eisenbahnwaggons gelangt man in die düstere Halle mit der 40 Meter langen Gleis-Installation. Die Schienen auf dem Gleisbett mit den 60000 Namen führen zum Torhaus von Auschwitz. M.Mai

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