Das einsame Duften der Räucherstäbchen

Während es unter der Woche verhalten besucht ist, brummt an den Wochenenden der Laden: Wie das Nürnberger Kunst-Kultur-Quartier zwölf Stunden täglich auf »Tanzhaus« macht. Was Sie erwartet lesen Sie hier.
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Übungs-Einheiten mit Durchblick zum Stadtturm: Im gläsernen Anbau des Künstlerhauses laufen Tanz-Workshops wie dieser.
Berny Meyer Übungs-Einheiten mit Durchblick zum Stadtturm: Im gläsernen Anbau des Künstlerhauses laufen Tanz-Workshops wie dieser.

Während es unter der Woche verhalten besucht ist, brummt an den Wochenenden der Laden: Wie das Nürnberger Kunst-Kultur-Quartier zwölf Stunden täglich auf »Tanzhaus« macht. Was Sie erwartet lesen Sie hier.

Gut gemeint war es auf alle Fälle und großzügig gedacht ohnehin. Das Künstlerhaus am Königstor, neuerdings „Kunst-Kultur-Quartier“, ist bis zum Ende des Großraum-Festivals „tanzen!08“ für insgesamt 18 Tage als „Tanzhaus“ etabliert, geöffnet täglich von 10-22 Uhr. Aber was passiert da?

Stille. Die einzigen Geräusche stammen im Parterre aus einem Video, vor dem niemand steht, und aus der „Neo-Hippie-Lounge“ der Künstlerin Katrin Kaa Riedl. Dort aber kommt’s gleich dicke: Wummernde Beats, Räucherstäbchenschwaden, Videoprojektionen selbst an der Decke machen den Aufenthalt auf einer der Matratzen zu keinem entspannenden Erlebnis.

Warum so leer?

Ist es deshalb so leer im zum „tanz!zentral“ umfunktionierten KunstKulturQuartier? Es ist 17 Uhr, ein einzelner Mann um die Vierzig verirrt sich in den Ausstellungsraum, ist aber gleich wieder verschwunden.

Im ersten Obergeschoss, wo sich auch das Kino befindet, duftet es nach Kaffee. Eine kleine Gruppe sitzt und diskutiert leise. Wenige Schritte weiter warten im Glasbau zwei Studenten einsam auf Gäste. Sie sind die Herren über unzählige DVDs mit Aufzeichnungen herausragender Tanzproduktionen der letzten 18 Jahre, darunter Choreographien von William Forsythe und Sasha Waltz. Die Bildschirme, an denen man etwas aus dem stolzen Bestand anschauen könnte, bleiben dunkel. Eine Etage darüber wärmen sich vier kleine Mädchen in rosa Trikots auf, ein fünftes sitzt am Rand und traut sich nicht recht. Eine Mutter wartet vor den Glasscheiben. Normaler Weise trainiert die Gruppe in Gostenhof. Zur Konzentration aller Aktivitäten im Städte-Großraum haben sie nun halt hier Quartier bezogen.

Es ist also doch was los im „tanz!zentral“, sogar jede Menge. Bis 16 Uhr liefen die öffentlichen Proben zum „Tanzpalast“, ein Stück über die Geschichte des Künstlerhauses. Am Abend dieses Tages laden noch das Ballettförderzentrum mit „Starmoves“ oder später der Contact Impro Pool zur „Contact Improvisation“ auch Anfänger zum Mitmachen ein.

Voller Tanzsupermarkt

Verwirrend ist die Vielzahl an Möglichkeiten, verwirrend auch das Übersichtsheft. Da ist es hilfreich, dass es an der Aufgangstreppe die Rezeption gibt, an der Martin Tröbs und Angela Beierlein über Programme informieren; und über ihre Änderungen. Tagsüber sei tatsächlich nicht so viel los, berichtet Tröbs, der Geschäftsführer der Tanzzentrale Nürnberg e.V ist. „Aber am Wochenende kamen zum Tanzsupermarket 500 Leute“. 40minütige Kurse in nahezu allen Tanzstilen, bei denen man nicht der Einzige ist, der sich blamiert, scheinen für viele attraktiver zu sein als der Einstieg in bereits bestehende Gruppen. Wahrscheinlich also, dass das Tanzhaus erst am kommenden Samstag wieder so richtig brummt.

Georg Kasch

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