Das Doppelleben des biederen Angeklagten

Prostituierte gefoltert: Wollte Fritz F. (61) nur an ihr Geld? Er war Stammgast bei einem anderen Callgirl...
von  Abendzeitung

Prostituierte gefoltert: Wollte Fritz F. (61) nur an ihr Geld? Er war Stammgast bei einem anderen Prostituierte...

NÜRNBERG Der ehemalige Beamte und biedere Familienvater Fritz F. (61) führte ein Doppelleben: Er besuchte regelmäßig Prostituierte, folterte im Februar 2008 eine Afrikanerin (39) im Fürther „Sonnenhof“ mit Messerstichen, Elektroschocker und Stromkabeln fast zu Tode. Gestern am zweiten Tag im Mordversuchs-Prozess vor dem Nürnberger Schwurgericht schilderten Liebesdamen die Treffen mit ihm.

„Am Tag, als das Unglück geschah, wollte er zu mir, doch ich hatte keine Zeit“, erinnerte sich die Nürnbergerin Pia (40). „Sonst hätte er das wahrscheinlich mit mir gemacht“, sagte sie schaudernd. „Er war da anders als sonst drauf.“

Bei Hure Pia war es "fast ein familiäres Verhältnis“

Ihre Kollegin Joy (39, Name geändert) bekam es ab. Eine Stunde lang versuchte er mit Messern, Elektroschocker und Kabel „sie ruhigzustellen“, die Frau wehrte sich verzweifelt, schrie nackt am Balkon um Hilfe. Die Retter fanden sie blutverschmiert von zig Stichen, einer knapp am Herzen vorbei. Das Gesicht war von Tritten zugeschwollen.

Doch Gewaltspiele gehörten nie dazu, wenn er als Stammkunde („Es war fast ein familiäres Verhältnis“) seit 2001 bei der schlanken, blonden Pia vorbeischaute. Früher zwei mal im Monat für je 50 Euro, später nur noch einmal. Dafür erhielt er „erotische Massage mit anschließender Handentspannung“, so die Zeugin, „Orgasmusprobleme hat er bei mir nie gehabt, auch keine Erektionsstörungen.“ Es habe nur länger gedauert bei dem Diabetiker. Die Zuhörer im vollbesetzten Gerichtssaal – Nachbarn aus dem Knoblauchsland, Schiedsrichterkollegen und Familienangehörige – hörten gespannt zu.

Bei einer anderen Prostituierte klopfte Fritz F. mehrmals an. Die Frau (32) bot auch „erzieherische Tätigkeiten an“, hatte eine Reitgerte neben sich, wie sie gestern erzählte. Da drehte er lieber ab.

Doch offensichtlich war weniger sadistische Lust als Habgier Auslöser für den Mordversuch an Joy. Der Angeklagte ist hochverschuldet, wie sein Bankberater gestern bestätigte. Urteil morgen. cis

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