Das Boandl-Geheimnis von Reit im Winkl

Kuriose Geschichte in Reit im Winkl: Eine Frau findet im Haus ihrer verstorbenen Mutter zwei Schädel und weitere Knochen. Bloß: Wohin damit?  
Tina Angerer |
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Das idyllische Reit im Winkl im Chiemgau hat rund 2400 Einwohner. Berühmte Tochter der Gemeinde war Maria Hellwig (1920-2010).
Das idyllische Reit im Winkl im Chiemgau hat rund 2400 Einwohner. Berühmte Tochter der Gemeinde war Maria Hellwig (1920-2010).

Kuriose Geschichte in Reit im Winkl: Eine Frau findet im Haus ihrer verstorbenen Mutter zwei Schädel und weitere Knochen. Bloß: Wohin damit?

REIT IM WINKL Im Volksmund sagt man „menschliche Überreste“, bei Königen „Gebeine“. Allerdings hat so etwas in Privathäusern normalerweise nichts zu suchen. Verwundert und ratlos war deswegen Karin Lehrberger aus Reit im Winkl, als sie im Haus ihrer verstorbenen Mutter zwei menschliche Schädel und andere Knochen fand.

Wie sie dahin kamen? Sie waren ein Geschenk – und zwar von der Mutter an ihren Sohn, den Bruder der Finderin. In den 70ern hatte der ein Medizinstudium begonnen, und die Mama wollte ihm eine Freude machen. Sie besorgte sich die Knochen beim damaligen Totengräber von Reit im Winkl. Wo der sie hernahm, wessen Grab er da geplündert hat, ist völlig unklar.

Der Sohn ließ das Geschenk beim Auszug im Elternhaus. In späten Jahren plagte die Mutter offenbar ein schlechtes Gewissen. In einem Brief, den die Tochter jetzt fand, fordert sie ihren Sohn auf, die Gebeine „zurückzuführen“: Es täte ihr leid, dass sie sie damals besorgt habe.

„Ich habe alles der Polizei übergeben. Ich finde, man sollte versuchen, herauszufinden, zu wem die Knochen gehören“, sagt Karin Lehrberger. Die Polizei tut das aber nicht, sie brachte die Knochen zur Friedhofsverwaltung.

Bei der Gemeinde Reit im Winkl hat man selten mit solchen Phänomenen zu tun. „Wir werden die Knochen nicht zuordnen können, wie sollten wir das machen?“, sagt Christian Vogel von der Friedhofsverwaltung. Der Totengräber weilt längst selbst nicht mehr unter den Lebenden.

Woher er also seine Beute hatte – ein Rätsel. „Selbst wenn ein Grab aufgelöst wird, wird da normalerweise nichts mehr ausgegraben“, sagt Vogl.

Aufgelöst werden darf ein Grab in Reit im Winkl nach 15 Jahren, so lange beträgt dort die „Umtriebszeit“, in der Sarg und Leichenteile zersetzt sein sollen. Eine Grabauflösung kommt sehr selten vor, dort gibt es vor allem Familiengräber, die von Generation zu Generation fortgeführt werden.

Beim Ausheben eines neuen Grabes tauchen aber immer wieder Knochenreste auf. Zwar sind Totengräber angehalten, das zu verhindern, ganz lässt sich das aber nicht vermeiden. So könnte der Mann auf seine spätere Schmuggelware gestoßen sein. Womöglich fehlen in einem der Familiengräber nun zwei Schädel.

In Reit im Winkl will man das Rätsel jetzt begraben und die Totenruhe wiederherstellen. Vogel: „Wir bestatten die Knochen in einem anonymen Grab und geben sie so der geweihten Erde zurück.“

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