Das 3-Sekunden-Erdbeben
In Bad Reichenhall wird eine Erschütterung der Stärke 3,2 auf der Richterskala gemessen. Einwohner berichten
Bad Reichenhall – Ein Erdbeben der Stärke 3.2 hat am Dienstagabend die Reichenhaller aufgeschreckt. Dutzende wussten keinen anderen Rat, als bei der Polizei anzurufen. Doch die war angesichts der Naturgewalt natürlich machtlos. „Ja mei, a Erdbeben halt“, kommentierte ein Polizeisprecher das Ereignis. Zu Schäden kam es nicht.
Die Erde begann um 20.46 Uhr zu zittern. „ Es hat einmal ganz ordentlich gerumpelt“, berichtet ein AZ-Leser aus Bad Reichenhall. „Wir dachten erst, es hätte im Haus eine Gasflasche zerrissen oder so was. Aber dann haben wir schon die Nachbarn gesehen, die auch raus sind auf den Balkon.“ 30 Kilometer weit war das Beben zu spüren – auch in Traunstein und im österreichischen Lofer. Nach drei Sekunden war der Spuk vorbei.
Dass es in den tiefen Gesteinsschichten in der Region mächtig arbeitet, Gesteinsmassen reißen oder sich minimal verschieben, ist keine Seltenheit. Dass es die Menschen spüren, allerdings schon. „Reichenhall ist eines der Erdbebengebiete in Bayern, das andere, weitaus kräftigere, ist das Franken-Jura“, erklärt Joachim Wassermann, Seismologe am Geophysikalischen Observatorium der LMU. „In Bayern haben wir etwa 200 Ereignisse im Jahr, die meisten werden nicht verspürt. Dass die Erdbeben eine Stärke von 3 und mehr erreichen, ist eher selten.“
Das jüngste Beben spielte sich etwa vier Kilometer in der Tiefe ab und wird als „Schwarmbeben“ bezeichnet. „Seit drei Wochen konnten wir bereits etwa 20 einzelne Beben lokalisieren“, erläutert Seismologe Wassermann.
Auslöser für das unterirdische Getöse am Dienstag waren Regen und Schmelzwasser. Das Wasser gelangt zwischen die Flysch- und die Kalkschicht unter dem Hochstaufen. Dort wirke es wie „Schmiermittel", erklärt Joachim Wassermann. Die Folge sind unterirdische Verwerfungen. Und oberirdische Verwirrungen.