CSU-Politiker Michael Brückner kannte Alter des Mädchens
Sexueller Missbrauch von Minderjährigen? Der Nürnberger CSU-Politiker Michael Brückner hat zugegeben, gegen Geld Sex mit einem 15-jährigen Mädchen gehabt zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
München/Nürnberg – Seine Facebook-Seite hat er gelöscht, telefonisch ist er nicht erreichbar, Besuch nicht willkommen: Michael Brückner (51), bis zu seinem freiwilligen Rücktritt am Dienstag noch Abgeordneter der CSU im bayerischen Landtag, ist auf Tauchstation gegangen. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg ermittelt gegen den Politiker wegen Verdacht des sexuellen Missbrauchs eines minderjährigen Mädchens.
Die am Dienstag bekannt gewordenen Vorwürfe haben in der politischen Landschaft wie eine Bombe eingeschlagen. Nürnbergs CSU-Frontmann, Bezirksvorsitzender und Finanzminister Markus Söder zeigte sich „schockiert“. Ihn hatte Brückner wohl als Ersten über das donnernde Ermittlungsgewitter informiert. Nur Stunden später war Brückner auf seiner Homepage virtuelle Vergangenheit, kurz danach verschwand er auch von der Seite der Stadt Nürnberg, wo er bis zu seinem Landtagsmandat 2013 im Stadtrat saß.
Razzia in Brückners Haus und Wahlkreisbüro
Am Dienstagmorgen hatte Brückner auf seiner Facebook-Seite seinen überraschenden Rücktritt noch mit „privaten Gründen“ und als „unausweichlichen Schritt“ bezeichnet, kurz darauf war der Account ganz verschwunden. Lag es daran, dass sein PC und andere Kommunikationsmittel von den Behörden sichergestellt worden waren? Anita Traud, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, bestätigte immerhin indirekt, dass eine Durchsuchung von Brückners Haus und seines Wahlkreisbüros stattfand: „Es wurden Ermittlungsmaßnahmen durchgeführt.“ Augenberichten zufolge dürfte es daran allerdings keinen Zweifel geben. Ebenso wenig, dass offensichtlich Gegenstände sichergestellt wurden.
Trotz der zurückhaltenden Informationspolitik der Nürnberger Staatsanwaltschaft sind Details zu den Vorwürfen gegen Brückner bekannt geworden. Nach zuverlässigen Informationen der Abendzeitung geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Politiker und bis Dienstag auch noch Funktionär des Bayerischen Bauernverbandes Sex mit einer 15 Jahre alten Schülerin hatte – gegen Bezahlung und mindestens zwei Mal.
Am Mittwochvormittag veröffentlichten Brückners Verteidiger eine Pressemitteilung mit einer Stellungnahme, in der die Vorwürfe teilweise eingeräumt werden. Das erste Treffen habe am Tag vor dem 16. Geburtstag des Mädchens stattgefunden. Erst beim zweiten Treffen soll es zum Geschlechtsverkehr gekommen sein. Herr Brückner schäme sich "zutiefst für sein Verhalten" und danke seiner Familie für die Unterstützung, heißt es abschließend.
Staatsanwaltschaft ist überzeugt: Brückner kannte das Alter des Mädchens
Wie tief Brückners Verstrickungen letztendlich gehen, dürfte erst nach Auswertung seiner Computerdaten feststehen. Was geht daraus hervor? Hat er gezielt nach minderjährigen Mädchen gesucht? Gab es noch mehr solche Kontakte?
Nach AZ-Informationen hatte die Jugendliche, über die Brückner jetzt stürzte, auf einer einschlägigen Internet-Plattform Sex-Angebote veröffentlicht, um ihr „Taschengeld“ aufzubessern. Die Staatsanwaltschaft hat keinen Zweifel daran, dass der CSU-Politiker das Alter des Mädchens auch kannte.
Brückner, der 2013 den Stimmkreis Nürnberg-Nord von Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein übernommen hatte und auf Anhieb in den Landtag einzog, ist ein politischer Späteinsteiger, wurde erst im Jahr 2000 Mitglied der CSU. Einen hohen Bekanntheitsgrad genießt der Familienvater vor allem im ländlichen Raum rings um Nürnberg.