Coronavirus könnte Oberammergauer Passionsspiele gefährden
Oberammergau - Die Sorgen wegen der Ausbreitung des Coronavirus haben auch Oberammergau erreicht: Dort laufen die Vorbereitungen auf die Premiere der nur alle zehn Jahre aufgeführten Passionsspiele. "Stand heute gehen wir davon aus, dass die Premiere stattfinden kann", sagte Sprecher Frederik Mayet am Dienstag.
Mit der Ankündigung der Staatsregierung, zunächst bis Karfreitag Veranstaltungen mit mehr als 1000 Gästen zu untersagen, gebe es allerdings eine neue Situation. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Maßnahme über den 10. April hinaus verlängert wird. Das würde dann langsam in den Zeitraum der Premiere fallen. Auf diese Situation müssen wir uns vorbereiten."
Ein mögliches Szenario könne sein, die Premiere zu verschieben. "Das sind Möglichkeiten, die jetzt durchgedacht werden", sagte Mayet. Bis 4. Oktober sind rund 100 Vorstellungen geplant, knapp eine halbe Million Gäste aus aller Welt werden erwartet.
Derzeit laufen die Fotoaufnahmen für den Bildband. Volksproben mit mehreren Hundert Menschen auf der Bühne seien deshalb derzeit ausgesetzt. Rund 2400 Oberammergauer spielen mit, etwa die Hälfte der Einwohner. Die Passion ist für den Ort auch finanziell wichtig - sie spielt zweistellige Millionenbeträge ein. Verluste seien zunächst aber nicht zu befürchten, sagte Mayet. Die bisherigen Vorbereitungen kosteten 15 Millionen Euro, versichert seien 25 Millionen Euro.
Es wäre nicht das erste Mal, dass die Passion verschoben wird. Vor hundert Jahren, 1920, wurde sie wegen der Folgen des Ersten Weltkiegs verschoben und erst 1922 aufgeführt. 1870 musste das Spiel wegen des Krieges gegen Frankreich unterbrochen werden, es wurde 1871 fortgesetzt.
Die Ursprung der Passion geht just auf eine Epidemie zurück: Vor fast 400 Jahren wütete die Pest im Land. 1633 gelobten die Oberammergauer, alle zehn Jahre das Spiel vom Leiden, Sterben und der Auferstehung Jesus Christus aufzuführen, wenn niemand mehr an der Pest sterben sollte.
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