Corona-Krise zehrt an den Finanzen der bayerischen Zoos

Gibt es im Münchner Tierpark wegen Corona bald keine Löwen mehr? Müssen die Schimpansen in Augsburg auf ein Dach über dem Kopf verzichten? Die Corona-Krise beschert den bayerischen Zoos weniger Besucher - dringend nötiges Geld fehlt in den Kassen.
dpa |
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München/Nürnberg (dpa/lby) - Die Zoos und Tiergärten in Bayern kämpfen in der Corona-Krise mit geringen Besucherzahlen - und müssen teils sogar ums Überleben kämpfen. "Wenn wir jetzt nicht mehr Besucher reinlassen dürfen, muss ich Ende September Insolvenz anmelden", sagte der Leiter des Münchner Tierparks Hellabrunn, Rasem Baban, der "Bild"-Zeitung (Mittwoch). Zwar wurde die Zahl der gleichzeitig erlaubten Besucher mit den neuen Auflagen vom Dienstag verdoppelt - doch dürfe er auch jetzt täglich nur 4400 Besucher auf das Gelände lassen. "Es bleibt ein schleichender Tod", sagte Baban.

Die Geschäftsführerin des Augsburger Zoos, Barbara Jantschke, will derzeit noch nicht von einer drohenden Insolvenz reden - sieht aber für ihre Einrichtung ebenfalls keine rosige Zukunft. Millionen-Investionen müssten verschoben werden - etwa in die Überdachung der Schimpansen-Anlage oder in die Modernisierung des Kinderspielplatzes. Bei einer Deckelung auf maximal 2000 Besucher gleichzeitig fehlten die Spitzenauslastungen, etwa an Sonn- und Feiertagen. Hinzu komme, dass man derzeit nur einen Teil der Attraktionen anbieten könne - so seien Raubtierhäuser und Volieren geschlossen. Entsprechend müssten Besucher auch nur einen ermäßigten Preis zahlen.

Weniger Klagen kommen aus Nürnberg und Straubing. Die dortigen Tiergarten weisen zwei wesentliche Unterschiede zu den Einrichtungen in München und Augsburg aus: Sie sind komplett in kommunaler Trägerschaft - können als Teil der kommunalen Verwaltung auch nicht ohne weiteres Pleite gehen. Und sie haben ein anderes Ticketsystem als in München und Augsburg.

Dort sind derzeit nur Online-Tickets möglich - in Straubing und Nürnberg gibt es ein rollierendes Verfahren an den Tageskassen. Das garantiere, dass an Spitzentagen praktisch immer die Höchstgrenze von in Straubing derzeit 1300 erlaubten Besuchern ausgeschöpft wird, sagte ein Sprecher der niederbayerischen Stadt. Ähnlich verfährt der Nürnberger Tiergarten.

Doch auch hier macht sich Corona stark bemerkbar. "Wir hatten acht Wochen zu", sagte ein Sprecherin des fränkischen Tiergartens. "Das kriegen wir nicht wieder." Wenn auch Abstriche am Tierbestand und damit sofort für den Besucher sichtbare Einsparungen nicht zur Debatte stehen. "Wir müssen extrem Investitionen überprüfen", sagte die Sprecherin.

Der Münchner Tierpark Hellabrunn malt ein deutlich dramatischeres Bild. "Ohne Hilfe müssen wir im September als Erstes unsere Löwen abgeben. Ausgerechnet das Wappentier des Freistaates. Das kann doch nicht wahr sein!", sagte der Tierpark-Chef der "Bild". Der Tierpark habe tägliche Kosten in Höhe von 50 000 Euro. Um zu überleben, brauche der Tierpark 8600 Besucher täglich. "Wir bitten um fünf Quadratmeter pro Besucher. Das reicht an der frischen Luft doch absolut aus, die meisten sind eh Familien, die keinen Abstand halten müssen."

Seine Augsburger Kollegin Jantschke hält dieselbe Kritik an der Staatsregierung bereit. "Wir werden behandelt wie Einzelhändler, obwohl unsere Anlagen im Freien sind", sagte sie. Zudem kritisierte sie, dass der Augsburger Zoo als öffentliche Einrichtung keine Staatshilfen in Anspruch nehmen könne. In Nordrhein-Westfalen sei dagegen ein Rettungsschirm für die Zoos gespannt worden.

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