Corona-Krise: Die ersten Kliniken in Bayern stoßen ans Limit

Wegen Corona sind erste Kliniken in Bayern am Limit, ebenso wie viele Pfleger und Ärzte. Droht nun ein Kollaps des Gesundheitssystems?
Lisa Marie Albrecht
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In München ist die Situation bei den Intensivbetten noch etwas entspannter als in anderen Teilen des Freistaats. (Archivbild)
In München ist die Situation bei den Intensivbetten noch etwas entspannter als in anderen Teilen des Freistaats. (Archivbild) © Fabian Strauch/dpa

München - Wer einen Blick auf die Covid-19-Karte des Intensivregisters der Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) wirft, sieht besonders in Bayern einige dunkelblaue Flecken. Das bedeutet, dass dort relativ viele Corona-Patienten auf den Intensivstationen liegen.

© Grafik: Screenshot DIVI

Und auch bei der Auslastung der Intensivbetten gibt es einige Landkreise, in denen nur noch wenige Betten frei sind – im Landkreis Freising etwa weist das Divi-Register nur noch ein freies Intensivbett von 14 aus, in Dachau ist es nur noch eines von 27 zur Verfügung stehenden (Stand jeweils Mittwochvormittag). In München-Stadt ist die Lage mit 75 freien Intensivbetten von 605 noch etwas entspannter.

Experte: Krankenhäuser werden den Winter überstehen

Dennoch: Die Krankenhäuser in einigen Landkreisen haben ein Limit erreicht. Das bestätigte auch Siegfried Hasenbein, der scheidende Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), am Mittwoch im Presseclub München. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass Bayerns Kliniken auch die zweite Corona-Welle bewältigen könnten: "Auf ganz Bayern bezogen werden die Krankenhäuser den Winter überstehen, ohne an ihre Grenzen zu kommen." Durch die Lockdown-Maßnahmen erhoffe man sich eine baldige Entlastung.

Die Anzahl der Intensivbetten ist aber nicht allein entscheidend für eine gute Gesundheitsversorgung: "Bei einer Zuspitzung der Krise wird das Personal die Achillesferse sein ", gab der BKG-Chef zu. Der Mangel insbesondere an spezialisierten Pflegekräften zeige sich auch in der zweiten Welle.

Siegfried Hasenbein.
Siegfried Hasenbein. © ho

Ein Grund zur Beunruhigung? Hasenbein versichert, dass die Kliniken in der Lage seien, die Patienten in kritischen Regionen auf weniger ausgelastete Krankenhäuser zu verteilen und zudem mit Personal ausgeholfen werde. So würden etwa Arbeitskräfte von Normalstationen auf Intensivstationen verlegt, Freiwilligenpools gebildet oder Medizinstudenten höherer Semester hinzugezogen. Zudem schule man Patienten in der Bedienung bestimmter Geräte.

Entlastung durch OP-Verschiebungen schaffen

Nach einer wirklich gesicherten Versorgung klingt das aber nicht – umso wichtiger ist es aus Sicht der BKG, dass nicht notwendige Operationen in den kommenden Wochen verschoben werden, um Entlastung zu schaffen. Auch hier habe man aber aus der ersten Welle gelernt: Durch die vollständige Verschiebung von planbaren Behandlungen sei ein gesundheitlicher Schaden entstanden, so Hasenbein.

Es sei darum wichtig, Patienten besser zu kommunizieren, dass sie bei ernsthaften Symptomen natürlich ins Krankenhaus kommen sollten und nicht aus Angst vor einer Ansteckung Schäden riskieren dürfen. "Auch nicht infizierte Patienten sind im Krankenhaus sicher", so Hasenbeins Appell.

Roland Engehausen, der Hasenbein im Dezember ablöst, sagte, ein finanzieller Ausgleich für die Kliniken für verschobene OPs sei wichtig. Sollte der Gesetzgeber nicht nachbessern, würden viele Krankenhäuser "in eine wirtschaftliche Zwickmühle kommen", die die Versorgung gefährden könne.


Das Divi-Register bietet tagesaktuelle Daten zur Auslastung der Intensivstationen bis auf Kreisebene.

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