Club: Millionen für den Neuanfang
Dem FC Nürnberg winkt ein satter Geldregen durch den Ausverkauf nach dem Abstieg. Mit ein paar Spielern sind andere vereine schon einig geworden. Manager Bader setzt für die kommende Saison auf ein neues Konzept: „Wir wollen hungrige, junge Spieler“. Damit soll der sofortige Wiederaufstieg geschafft werden.
„Der FCN, das sind nur wir. Es ist wohl besser jetzt zu geh’n, wir wollen keine Träne seh’n. Keinen Dank und kein auf Wiederseh’n.“ (Fan-Gesang beim 0:2 gegen Schalke)
NÜRNBERG Abstieg. Sieben Buchstaben – passend zum siebten Niedergang des „Ruhmreichen“. Sichtbar geschämt – mit mehr oder weniger vielen Tränen auf den blutleeren Wangen für eine desaströse Saison – haben sich nach Schlusspfiff nur Javier Pinola, Andy Wolf, Zvjezdan Misimovic und Jacques Abardonado. Wer geht, wer kommt? Wie hoch sind die zu erwartenden Einnahmen aus Spielerverkäufen? Wie viel davon wird wieder investiert? Das sind die zentralen Fragen vor dem Neuanfang in Liga zwei.
Manager Martin Bader weiß, dass er trotz auch im Unterhaus gültiger Verträge aller Spieler – bis auf Käpt’n Tomas Galasek und „Pokalheld“ Jan Kristiansen, der auf 20 Einsätze hätte kommen müssen – „über lukrative Angebote nachdenken muss. Anders zu handeln, wäre fahrlässig“.
Bleibt "Pino"?
Im Stall hat der Club gleich einige potenzielle „Goldesel“. Angeführt wird die Riege der möglichen Millionen-Transfers von Publikumsliebling Pinola. Der Linksverteidiger, ein Länderspiel für Argentinien, steht bei Schalke 04 ganz oben auf der Einkaufsliste. Unter sechs Millionen Euro Ablöse geht nichts. Wobei Trainer Thomas von Heesen nach „Pinos“ tränenreichem Abschied am Samstag von den Fans, denen er sein Trikot mit der Nummer 25 über den Zaun warf, noch Hoffnung hat: „Er ist ein Nürnberger Junge. Aber es wird eine große Aufgabe, ihn zu überzeugen, dass er bleibt.“
Bereits weg ist Spielmacher Misimovic. Der verhandelte schon vor Wochen mit Multi-Funktionär Felix Magath. „Ja, ich bin mir mit dem VfL Wolfsburg einig geworden“, räumt „Zwetschge“ ein. Dabei hat es ihm, seiner Frau Stefaniya und Söhnchen Luka (3) „sehr, sehr gut in Nürnberg gefallen. Sonst hätte ich nicht bis 2011 unterschrieben. Es tut mir leid, dass es so gekommen ist.“
Furcht vor Magaths harter Gangart kennt er nicht: „Angst habe ich nur vor Schlangen.“ Die Ablöse bewegt sich zwischen vier und fünf Millionen Euro, könnte – bei Club-Interesse – mit Rückkehrer Jacek Krzynowek (rund eine Million) oder 300000 Euro für VfL-Offensiv-Allrounder Cedrick Makiadi („Nürnberg ist auch in der Zweiten Liga interessant“) verrechnet werden. Topfavorit auf die Nachfolge ist allerdings Ioannis Masmanidis aus Bielefeld. Nicht nur, weil er ablösefrei wäre, er gilt auch als von Heesens Lieblingsschüler aus gemeinsamen Zeiten.
Charisteas und Andy Wolf als Paket für 4,5 Millionen?
Rund 2,5 Millionen Euro würde Peer Kluge mit seiner Rückkehr zu Aufsteiger Gladbach in die Vereinskasse spülen. Die Eintracht aus Frankfurt, offensichtlich stramm gesattelt, macht Jagd auf Angelos Charisteas und Abwehrchef Andy Wolf. Das Paket ist nicht unter 4,5 Millionen zu haben. Wobei auch Leverkusen hinter „Wolfi“ her ist, nach dem verpassten Sprung in den Uefa-Cup allerdings insgesamt nur vier Millionen Euro für Einkäufe zur Verfügung hat.
In Geld schwimmt auch Erstliga-Emporkömmling Hoffenheim. Allerdings ist Robert Vitteks Wert vertraglich auf 7,5 Millionen festgeschrieben. Was die Spanier vom FC Getafe zum krassen Außenseiter degradiert. Einen ähnlichen Preis soll Ivan Saenko in seinem Kontrakt stehen haben. Für Uefa-Cup-Sieger Zenit St. Petersburg dank Gazprom-Power ein Klacks.
Ladenhüter Koller und Blazek
Ob sich mit Jan Koller (35) noch einmal der große Reibach machen lässt, ist unwahrscheinlich. Der hatte bei seiner Verpflichtung im Winter für eine Million aus Nizza schon gesagt: „In meinem Alter hätte ich bei keinem anderen Verein einen solch guten Vertrag bekommen.“ Große Sprünge sind auch mit seinem Landsmann Jaromir Blazek nicht zu machen. 100000 Euro für den von Pannen gezeichneten Torhüter wären schon viel.
Lars Jacobsen will nach einem Seuchenjahr (Leiste, Knie, Weisheitszähne) unbedingt zurück ins dänische Nationalteam, müsste aber mindestens eine Million bringen. Tunesiens Volksheld Jaouhar Mnari wird ebenfalls an die internationale Karriere denken, ist aber siebenstellig zu bewerten.
Galasek will bleiben, wenn ihn der Club braucht
Zum Nulltarif könnte der Käpt’n von Bord gehen. Doch Tomas Galasek will „meine Karriere so nicht beenden. Ich würde bleiben, wenn mich der Club braucht.“
„Jung, hungrig und deutsch“ soll laut Manager Bader das Gros der Neuzugänge sein. Mit Fürths Juri Judt ist einer schon fix. Und auch in den eigenen Reihen tummelt sich talentiertes Personal. Unter anderem haben die beiden erst 18-jährigen Lukas Kling (defensives Mittelfeld) und Ahmet Kulabas (linke Bahn) eine Chance im Unterhaus verdient.
Damit es ein erfolgreiches Wiedersehen der Fans mit ihren Lieblingen nach der Sommerpause gibt.
Markus Löser