Club: Ein Mutmacher aus Leverkusen
Ex-Cluberer Peter Hermann, jetzt Assistent von Bayer-Coach Jupp Heynckes, hält große Stücke auf das FCN-Team: „Das sind keine Gurken. Der Weg mit den jungen Leuten ist richtig“
LEVERKUSEN/NÜRNBERG Erst fragen, dann wundern. „Wie lange bin ich eigentlich schon weg aus Nürnberg?“, fragt Peter Hermann, im Juni als Assistent von Club-Trainer Michael Oenning quasi Hals über Kopf zurück nach Leverkusen geflüchtet. „Was sollte das Plakat mit ,Bader und Oenning raus!’ gegen Bochum?“, ist Hermann „erstaunt“, was er via TV während der 0:1-Blamage auf den Rängen sah.
Und warnt trotz des unbefriedigenden FCN-Starts vor dem Gastspiel des Club am Samstag am Rhein eindringlich, alles in Schutt und Asche zu reden: „Die Spieler sind keine Gurken, der Weg mit jungen Leuten ist richtig.“
Herrmann: "Ich traue dem Club trotz der Krise sehr viel zu"
Aus der Ferne lässt sich leicht nur Gutes über den ehemaligen Arbeitgeber sagen. Hermann, 57 Jahre, laut eigener Aussage „völlig fußball-verrückt“ und vierfacher Familienvater, sagt dies aber aus voller Überzeugung: „Ich traue dem Club trotz seiner kleinen Krise sehr viel zu. Das ist kein Blabla.“
Obwohl nur neun Monate in der Noris, nennt Hermann, der unverzichtbare „Geburtshelfer“ in Sachen Aufstieg, auch Gründe: „Ein gutes Fundament mit den erfahrenen Schäfer, Wolf, Mintal, Mnari, Pinola, Kluge und Broich.“ Ergänzt wird „die gute Mischung mit Maroh, Diekmeier, Frantz, Risse und den beiden Neuen – Choupo-Moting und Nordtveit gefallen mir sehr, sehr gut. Es sollte allen klar gewesen sein, dass eine Krise kommen könnte“, sagt Hermann. „Die Mannschaft bekommt jetzt viel auf die Mütze. Aber da muss sie jetzt noch enger zusammenrücken. Das ist das Wesentliche in einer solchen Situation.“
Einwandfreie Analyse. Auch über den Ist-Zustand bei der zweitplatzierten Werkself. „Mit der Tabelle sind wir zufrieden. Aber im Pokal sind wir in Lautern ausgeschieden, und überragend haben wir kein einziges Mal gespielt.“ Hermann wehrt sich gegen so genannte Luxussorgen, sieht sich auch in Leverkusen „als Teil des großen Ganzen“. Mit Jupp Heynckes als neuem Chef. „Wäre Bruno Labbadia noch hier, dann wäre ich noch beim Club. Ich habe fast ein bisschen Heimweh“, sagt er über die „familienintern beschlossene Rückkehr“.
Bader erfuhr vom Wechsel seine Co-Trainers via Videotext
Da war die Ausstiegsklausel bis 31. Mai schon verstrichen, FCN-Manager Martin Bader erfuhr vom Wechsel via Videotext. „Wie er dennoch hartnäckig versucht hat, mich umzustimmen“, sagt Hermann, „zeigt mir die hohe Wertschätzung.“ Beim Club, obwohl sie die „Geschichte getrennt behandeln“ wollten, wäre ihnen lieber gewesen, Bayer hätte auf die Rückholaktion des bis 2010 ausgeliehenen Stefan Reinartz verzichtet. Stattdessen gab es eine finanzielle Vereinbarung.
Bayer hat seine Bringschuld also getilgt. „Dennoch wird es am Samstag schwer für uns, die drei Punkte zu behalten“, unkt der Leverkusener Hermann. Denn: „Auswärts spielt der Club bislang deutlich besser, weil die Spieler dort offensichtlich weniger Druck verspüren.“ Aber selbigen nach bereits drei verlorenen Heimspielen leider nicht mehr von der Hand weisen können.
Markus Löser
Mehr über den Club und wie Peer Kluge die bisherige Bilanz seiner Mannschaft einordnet, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Donnerstag, 30. September.
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