Clown Toni ist der König auf dem Kopfsteinpflaster

Diplomatensohn (43) will Festival für Straßenkünstler nach Nürnberg holen. Montana (43) ist Clown. Und zwar einer, bei dem sich die Nürnberger in der Fußgängerzone wegwarfen vor Lachen. Montanas Masche: Er äfft Menschen nach. Er braucht nicht mehr als einen Hut und eine Clownsnase.
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Toni Montana hinterlässt glückliche Menschen
Berny Meyer Toni Montana hinterlässt glückliche Menschen

Diplomatensohn (43) will Festival für Straßenkünstler nach Nürnberg holen. Montana (43) ist Clown. Und zwar einer, bei dem sich die Nürnberger in der Fußgängerzone wegwarfen vor Lachen. Montanas Masche: Er äfft Menschen nach. Er braucht nicht mehr als einen Hut und eine Clownsnase.

NÜRNBERG Wer kennt nicht den großen Bogen, den man um manche Straßenmusiker macht, deren Handwerk eher mit mitleidheischender Bettelei denn mit Kunst gleichzusetzen ist. Doch manchmal hat man Glück. Da erlebt man große Kunst auf dem Kopfsteinpflaster. Glück, wer am Wochenende Toni Montana getroffen hat. Beziehungsweise, wer von ihm veräppelt wurde. Montana (43) ist Clown. Und zwar einer, bei dem sich die Nürnberger in der Fußgängerzone wegwarfen vor Lachen.

Montanas Masche: Er äfft Menschen nach. Er braucht nicht mehr als einen Hut und eine Clownsnase. Seine Bühnen liegen zwischen den Cafés am Knöpflesbrunnen und am Narrenschiff. Er schleicht sich unbemerkt hinter die Passanten, geht ihnen nach, äfft sie nach, zwickt sie schnell – die Kaffee-Trinker werden jetzt zum Publikum, sie müssen grinsen, Gespräche verebben – Toni hat sie angefixt. Wenn er dann Pärchen trennt, wortlos mit verliebtem Blick die erstaunte Frau mitnimmt und den nicht weniger erstaunten Mann per Pfeife nach Hause schickt, lachen die Menschen. Wenn der Mann mitspielt und seine Frau tatsächlich mit dem Clown ziehen lässt, haut sich das Publikum auf die Schenkel. Und es lacht Tränen über die Humorlosen.

Der Diplomatensohn der nicht anders kann

Montana schwitzt nach seiner 10-Minuten-Einlage, die seinen Hut gut gefüllt hat. „Nürnberg“, stößt er hervor, während er zurück zur anderen Bühne hetzt, „ist tausendfach besser als München, die Leute bleiben einfach stehen und lachen.“ Einen Beruf hat Toni Montana nicht. Aber eine spannende Lebensgeschichte. Ob die Legende ist, ist schwer zu überprüfen am sonnigen Samstag, schön ist sie allemal: Als Kind eines algerischen Diplomaten und dessen holländischer Frau wächst er in exotischen Ländern auf. „Aber mit 17 hatte ich die Schnauze voll von Privatschule und Chauffeur. Ich bin nach Paris abgehauen.“ Als Straßenkünstler schlug er sich durch, bis ihn vor acht Jahren einer entdeckte und ihn zu Eckart Witzigmann brachte. „Seitdem arbeite ich im Winter in Witzigmanns Palazzo, im Sommer gaukle ich durch die Städte.“ Er ist privat versichert, hat eine Freundin bei Schweinfurt und kann sich nichts anderes für sein Leben vorstellen.

Doch: „Hier in Nürnberg müsste man ein Straßenkünstlerfest machen, wie es jährlich in Montreal in Kanada stattfindet. Die Stadt wäre dazu ideal!“ Das nächste Mal wird er in der Stadtverwaltung nachfragen. Bleibt abzuwarten, ob er dazu Zeit hat. Denn er wird im neuen Film von Roman Polanski zu bewundern sein. „Großartig!“, freut sich Montana. Was er spielt? Ganz klar: „Mich! Ich spiele einen Straßenkünstler.“

S. Will

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