Chiemgau: Rentner-Gang entführt Geschäftsmann (56)
CHIEMING/SPEYER - SEK beendet Geiselnahme bei Chieming: Die Polizei fasst fünf Verdächtige im Alter von 60 bis 79 Jahren. Sie hatten ihr Opfer im Keller eines Einfamilienhauses in einem Dorf nahe des Chiemsees versteckt.
In einem 300-Einwohner-Vorort von Chieming (Landkreis Traunstein) reißt in der Nacht zum Samstag ein lauter Knall die Dorfbewohner aus dem Schlaf. „Man konnte nichts erkennen, es war ja dunkel. Aber inzwischen wissen wir, dass die Polizei eine Blendgranate warf“, berichtet ein Dorfbewohner. Im Schutz der Dunkelheit stürmen vermummte Gestalten ein Einfamilienhaus – es ist das Ende einer verrückten Entführung: Eine Renter-Gang (60 bis 79 Jahre alt) hatte einen 56-jährigen Mann aus Speyer vier Tage gefangen gehalten. Nachts um 4 Uhr befreit ein Spezialeinsatzkommando (SEK) aus München die Geisel.
Bei einer Zigarettenpause alarmierte der Entführte einen Bekannten
Am späten Freitagabend rief ein Mann bei der Polizei in Rosenheim an: Sein Bekannter aus Speyer (Rheinland-Pfalz) sei entführt worden, er würde bei Traunstein festgehalten. Und tatsächlich: Die Polizei in Speyer bestätigte, dass der Mann seit Dienstag vermisst wird. Kurz darauf war klar: Die Geisel wird in einem Ortsteil von Chieming festgehalten.
Noch in der Nacht entschließt sich das SEK zum Zugriff: Von mehreren Seiten dringen die Polizisten in das unauffällige Gebäude ein, im Keller finden sie den Entführten. Die Bewohner, der 74-jährige Roland K. und seine Frau (79), die früher einen Fenster- und Türen-Import aus Tschechien betrieben, lassen sich widerstandslos festnehmen. Auch ein Amerikaner (60), der sich im Haus aufhält, wird festgenommen.
Die Entführer brachen ihrem Opfer zwei Rippen
Nach den bisherigen Ermittlungen hatten die beiden Männer ihr Opfer am Dienstagabend in Speyer abgepasst und so brutal auf den Mann eingeschlagen, dass ihm zwei Rippen brachen. Die Entführer fesselten den 56-Jährigen mit Klebeband, schafften ihn in den Kofferraum von K.’s Auto und brachten ihn schließlich in den Chiemgau. Dort wurde er in den Keller gesperrt. Ein einziges Mal durfte ihn das Opfer verlassen - um eine Zigarette zu rauchen. Der 56-Jährige versuchte bei dieser Gelegenheit zu flüchten, was misslang. Doch konnte der Entführte seinen Bekannten anrufen, der schließlich die Polizei verständigte.
Hintergrund der Entführung waren offenbar Schulden, die der 56-Jährige bei den Tätern gehabt haben soll – ein paar tausend Euro. Auch ein Ehepaar aus Schliersee (66, 63) ist verdächtig, an der Entführung beteiligt gewesen zu sein. Es war in den vergangenen Tagen mehrmals im Haus der Entführer gewesen. Die Staatsanwaltschaft hat gegen alle fünf einen Antrag auf Haftbefehl gestellt.
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