Chaostage bei den Wirten
MÜNCHEN - Nach Siegfried Gallus und Ulrich Brandl will auch der Nürnberger Thomas Domani BHG-Präsident werden
Die Chaostage beim Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (BHG) reißen nicht ab: Nach der angekündigten Kampfkandidatur zwischen dem bisherigen Präsidenten Siegfried Gallus und seinem Herausforderer Ulrich N. Brandl ist der Machtkampf um das höchste Amt im bayerischen Wirte-Verband voll entbrannt. Mit offenen Anfeindungen und Anschuldigungen werden die Kontrahenten in Stellung gebracht.
So werfen gleich vier Verbandsfunktionäre in einem Offenen Brief dem amtierenden Präsidenten unerlaubte Vorteilsnahme, zweifelhafte Geschäftspraktiken und sogar Beitragsbetrug vor. Der Präsident soll in seinem Betrieb lediglich den Beitrag für elf bis 20 Arbeitnehmer bezahlt haben, obwohl er bis zu 50 Mitarbeiter beschäftigt. Als „anrüchig“ wird zudem bezeichnet, dass Gallus den „Salon der Genüsse“ künftig in seinem Heimatort Beilngries veranstalten will. „Er hat den Verband geführt wie ein Diktator“, heißt es in der Szene.
Allerdings lassen Kritiker auch kein gutes Haar an seinem möglichen Nachfolger, dem ehemaligen Landwirt und jetzigen Besitzer eines Bio-Kinderhotels im Bayerischen Wald. Brandl, der zu Gallus’ Führungsmannschaft gehörte, wird von den meisten Wirten lediglich als „kleineres Übel“ angesehen. Andere sprechen sogar von einem „Gallus in dünn“. Wiesn-Wirte-Sprecher Toni Roiderer formuliert es so: „Der ist genauso blöd, sieht nur anders aus.“
Noch immer nicht verziehen haben vor allem die Wiesn-Wirte Brandls selbstherrlichen Vortrag vor einigen Monaten, als er gegen verrauchte Wiesn-Zelte schoss. „Sein damaliger Auftritt spottet jeder Beschreibung“, berichtet BHG-Ehrenpräsident Wiggerl Hagn.
„Der Puls der Gastronomie in Bayern schlägt in München“
Auch deshalb könnte am Ende ein ganz anderer der lachende Dritte im Kampf ums Präsidium sein. Der derzeitige Schatzmeister Thomas Domani, der in Nürnberg die Messe bewirtschaftet, soll am Dienstag ebenfalls als Kandidat vorgeschlagen werden. Gegenüber der AZ gab sich Domani gestern optimistisch: „Durch ihre gegenseitigen Anfeindungen haben sich beide Kandidaten fast schon wieder verbrannt. Wenn ich den Rückhalt mehrerer Bezirke spüre, werde ich mir eine Kandidatur überlegen.“
Domani wird als ruhiger, diplomatischer und ausgleichender Verbandsfunktionär bezeichnet, der sich zudem auch wieder um die Belange der zuletzt stark vernachlässigten Landeshauptstadt kümmern will: „Der Puls der Gastronomie in Bayern schlägt in München“, sagt er.
Ob sich auch Kandidaten aus Oberbayern für einen Platz im Präsidium bewerben, steht derzeit noch nicht fest: „Unter Gallus wäre das nicht möglich gewesen“, sagt die BHG-Funktionärin Birgit Netzle: „Jetzt kann man sich das durchaus wieder vorstellen.“
Daniel Aschoff
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