Chaos am Ebert-Platz (fast) vorbei
Nach 5 Jahren: Die Straße ist wieder vierspurig befahrbar. Aber Anwohner und Geschäftsleute klagen über Dauerbelastung. Im Herbst 2011 soll die U-Bahn fahren
NÜRNBERG Vor acht Jahren ist Ralph Pfeiffer (45) mit seinem Sportgeschäft vor dem Bau der U-Bahn geflohen. Statt an der Löbleinstraße, verkauft er nun am Friedrich-Ebert-Platz Outdoor-Bekleidung und Rucksäcke. Was der „Fietzophren“-Inhaber nicht bedacht hatte: Auch am zentralen Verkehrsknoten in der Nordstadt wird eine U-Bahn gebaut. „Seit fünfeinhalb Jahren kämpfen wir hier nun mit den Folgen der Großbaustelle.“ Doch die soll bald beendet sein...
Das Nadelöhr Friedrich-Ebert-Platz ist zwischenzeitlich beseitigt. Der Autoverkehr fließt wieder auf jeweils zwei Spuren in Richtung Innenstadt beziehungsweise Nordring. „Das bessert die Lage etwas“, sagt Thorsten Kniely (42) von Früchte Fräger. „Die Anlieferung zu unserem Geschäft funktioniert jetzt besser als noch vor einem Monat, als nur eine Fahrspur offen war.“ Allerdings seien das Hauptproblem weniger die fehlenden Parkplätze sondern die „chaotischen Umwege“, zu denen die Fußgänger während der Bauzeit gezwungen sind. „Alle vier Wochen gibt’s einen neuen Weg. Da weiß doch keiner mehr, wo er gerade gefahrlos über die Straße gehen kann.“
16.000 Euro Entschädigung von der Stadt
Kniely merkt das beim Umsatz. „Der ist deutlich zurückgegangen.“ Nun hofft er auf das kommende Jahr und auf ein schnelles Ende der Baustelle. Doch nach der Frostperiode geht der Umleitungs-Wahnsinn erst einmal weiter. „Dann muss der Verkehr nochmals auf jeweils eine Fahrspur verengt werden, damit der Platz fertiggestellt werden kann“, sagt Hans-Peter Kauppert von SÖR. Voraussichtlich im Juli 2011 soll dann alles vorbei sein.
Das will Bernd Ruder (38) erst glauben, wenn der letzte Bagger weggefahren und die letzte Sperrung aufgehoben ist. Mit seinem Lotto-Laden hat er massiv unter den Bauarbeiten gelitten. „Nicht nur, dass die Sachen aus den Regalen gefallen sind, als für den U-Bahnhof Träger in den Boden gerammt wurden. Mein Umsatz ist nachweislich um 60 Prozent zurückgegangen!“ Nur weil ihm seine Stammkunden treu waren, kam es nicht noch schlimmer. „Laufkundschaft, die eine Zeitung kaufen oder ihren Lottoschein abgeben, haben wir kaum noch.“
16.000 Euro Entschädigung bekam er dafür von der Stadt. „Das reicht vielleicht aus, um die Einbußen eines halben Jahres auszugleichen“, sagt Ruder. Auch Sportgeschäft-Besitzer Pfeiffer hat Geld von der Stadt bekommen. Knapp 3000 Euro für fünfeinhalb Jahre Baustellen-Ärger. „Viel zu wenig! Und das bei einem Projekt, das viele Millionen Euro kostet. Wenn die Stadt das Geld für die Eröffnungsfeier uns Geschäftsleuten rund um den Platz geben würde, dann wäre das ein Zeichen!“
M. Reiner