Burg Pottenstein bröckelt: Die Sanierung kostet Millionen!

Eigentümer und Gemeinde sind im Clinch um die Finanzierung. Wirtschaftsminister zu Guttenberg wollte helfen – aber meldet sich nicht mehr...
von  Abendzeitung

Eigentümer und Gemeinde sind im Clinch um die Finanzierung. Wirtschaftsminister zu Guttenberg wollte helfen – aber meldet sich nicht mehr...

POTTENSTEIN Das oberfränkische Städtchen Pottenstein bangt um sein Wahrzeichen: Burg Pottenstein, der ältesten Burg der Fränkischen Schweiz, droht der Verfall!

Die Weiternutzung der 1000 Jahre alte Feste ist ungewiss, zwischen Gemeinde und Burgherrn ist ein Streit entbrannt. Darüber, ob 1,5 Millionen Euro (so kalkuliert man im Rathaus) oder, nach Ansicht des Barons Thilo von Wintzingerode, das Doppelte zur Sanierung aufgebracht werden muss. Und darüber, wie das in jedem Fall erkleckliche Sümmchen zu stemmen sei...

Sicher ist: Der Freistaat Bayern übernimmt 90 Prozent der Kosten. Die verbleibenden 300.000 bzw. 150.000 Euro müssen allerdings aus der Privatkasse der adligen Burgbewohner fließen. Und die haben, beteuern Thilo von Wintzingerode und seine Frau Margit, schlichtweg nicht so viel Geld.

„Jeder kleine Bauherr muss soviel aufbringen, wenn er sich ein Häuschen hinstellt“, knurrt Rainer Brendel, stellvertretender Bürgermeister von der Bürgerpartei. Er kann es, wie so mancher Pottensteiner, einfach nicht verstehen, dass „die da oben“ – Blaublütige mit guten Jobs – die sechsstellige Summe nicht locker machen können.

Einen fünfstelligen Betrag haben sie immerhin jüngst investiert: knapp 65.000 Euro für Notsicherungsmaßnahmen, die das zuständige Bayreuther Landratsamt angeordnet hat. Drainagen wurden gelegt, es wurde verputzt und an der so genannten Zehntscheune an der Westseite die Statik ausgebessert. Zuvor hatten die Wintzingerodes 34.000 Euro – ein Fünftel der Gesamtsumme – für sie Sicherung des Burgfelsens aufgebracht, nachdem bröckelnder Kalkstein Leib und Leben von Besuchern gefährdet hatte.

Ein Verkauf „ist überhaupt keine Lösung“, wiegeln die Wintzingerodes ab

Seit 91 Jahren befindet sich die Burg in Familienbesitz der Wintzingerodes. Thilo und Margit – beide um die 50 – wohnen seit 25 Jahren dort. Sie unterhalten ein Museum, vermieten Ferienwohnungen („Wohnen wie die Burgherren“) und haben, betont Margit von Wintzingerode, von Beruf Religionslehrerin, „die Burg erst bewohnbar gemacht“, mit moderner Infrastruktur – „von Sanitär-Anlagen hin zu DSL-Leitungen“ – ausgestattet.

Beim Vorschlag der Bürgermeister Stefan Frühbeißer und Rainer Brendel, Räume der Burg für Trauungen, Taufen oder andere Familienfeiern zu vermieten, winken die Wintzingerodes müde ab: „Für einen Kaufmann ist so ein Geschäft nicht attraktiv genug.“ Thilo Wintzingerode, seines Zeichens Architekt, bot der Stadt an, Eigenleistungen bei der Sanierung zu verrechnen, was aber natürlich als glatte „Vetterleswirtschaft“ durchginge: „Da muss ausgeschrieben werden“, bekräftigt Vize-Bürgermeister Brendel.

Die Situation spitzt sich von Jahr zu Jahr zu, die Substanz der Burg nimmt immer mehr Schaden. Die Wintzingerodes würden gerne die Familienstiftung „Wilhelm Clothar Freiherr von Wintzingerodesche Stiftung Burg Pottenstein“ in eine öffentliche Stiftung umwandeln, um auch an öffentliche Gelder zu kommen – „aber dann würden wir unser Wohnrecht verlieren“, klagt Margit. Auch ein Verkauf „ist überhaupt keine Lösung“, wiegelt sie ab. Schließlich seien die Preise für Burgen und Schlösser im Keller, „wir würden keine Million dafür bekommen.“

Bleibt die Hoffnung, dass sich eine weitere Quelle auftut, etwa die Europäische Denkmalstiftung. Aber selbst ein Telefonat mit Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg – von Burgherr zu Burgherr sozusagen – brachte nicht den gewünschten Erfolg: „Er versprach zu helfen“, erinnert sich Margit, „aber hat sich nicht mehr gemeldet.“

Steffen Windschall

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