ICE-Fahrgäste greifen bei Angriff mutig ein - Motiv unklar

Ein mit Hammer und Beil bewaffneter Mann greift mehrere Passagiere in einem ICE an. Einen Tag später zeigt sich: Mit ihrem couragierten Handeln dürften Zeugen noch Schlimmeres verhindert haben.
Michael Donhauser, Frederick Mersi und Ute Wessels, dpa |
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Ermittler der Spurensicherung untersuchten den ICE.
Ermittler der Spurensicherung untersuchten den ICE. © Armin Weigel/dpa
Straßkirchen

Als ein junger Mann in einem ICE in Niederbayern auf Passagiere losgeht, handeln mehrere Zeugen schnell und couragiert. Sie stoppen den 20-Jährigen. Ein 24 Jahre alter Mann, der zusammen mit seiner Familie attackiert worden sei, habe den Angreifer im Gerangel mit dessen Hammer verletzt. Die Ermittler gehen hier von Notwehr aus, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher. Nach Polizeiangaben überwältigten mehrere Reisende den 20-jährigen Syrer, unter ihnen ein uniformierter Bundeswehrsoldat.

Einen Tag nach dem Angriff ist das Motiv zwar noch unklar, jedoch haben die Ermittler erste Anhaltspunkte. Ein Drogenschnelltest habe Hinweise auf drei Betäubungsmittel im Blut des 20-Jährigen ergeben, sagte der Oberstaatsanwalt von der Staatsanwaltschaft Regensburg bei einer Pressekonferenz in Straubing. Es sei nicht auszuschließen, dass der Angriff durch eine drogenbedingte Psychose ausgelöst worden sei. Handy und Laptop des Mannes seien sichergestellt worden und sollten ausgewertet werden.

Zeuge will die Worte "Allahu Akbar" gehört haben

Die Ermittler stehen laut Rauscher auch im Austausch mit der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft München. Laut der Aussage eines Zeugen soll der Mann vor dem Angriff mit einem Zimmererhammer gebetet und die Worte "Allahu Akbar" gesprochen haben. Den Hammer sowie ein Beil habe der Mann in einer Tasche bei sich gehabt. Ob auch das Beil zum Einsatz kam, war noch unklar.

Die Ermittler gehen bislang davon aus, dass der Mann allein handelte. Auch einen expliziten Extremismusverdacht gebe es nicht, der Mann sei bisher nicht für staatsschutzrelevante Vorfälle bekannt.

Verdächtiger sollte Schutzstatus wegen Gewaltdelikten verlieren

Für die Behörden in Österreich, wo der 20-Jährige wohnte, war der Mann aber kein Unbekannter. Nach zwei rechtskräftigen Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung und versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt im Februar und Ende April 2025 sei im Mai ein Asyl-Aberkennungsverfahren gegen den Mann eingeleitet worden, teilte das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl in Wien mit. Der Verdächtige hatte demnach 2021 in Österreich einen Asylantrag gestellt und 2022 einen Schutzstatus erhalten. 

Untersuchungshaft wegen Verdachts auf Mordversuch beantragt

Gegen ihn werde nun wegen versuchten Mordes in zwei Fällen sowie wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt, sagte Rauscher. Die Ermittler hätten Untersuchungshaft für den Beschuldigten beantragt. Dieser liege allerdings selbst noch mit schweren Verletzungen im Krankenhaus - daher sei unklar, wann ein möglicher Haftbefehl eröffnet werden könne. Offen sei auch die Frage nach der Schuldfähigkeit des Mannes.

In dem Zug von Hamburg nach Wien hielten sich 430 Fahrgäste auf. Vier von ihnen wurden verletzt - neben dem 24-Jährigen zwei weitere syrische Staatsangehörige im Alter von 15 und 51 Jahren sowie ein 38 Jahre alter Deutscher. Sie kamen alle in stationäre Behandlung und gelten als schwer und sehr schwer verletzt.

In Lebensgefahr befindet sich den Ermittlern zufolge derzeit niemand. Zunächst war die Polizei von leichten Verletzungen bei den vier Opfern ausgegangen. Mit ihrem Eingreifen dürften die Zeugen Schlimmeres verhindert haben.

Der Angreifer war laut Stefan Schillinger, leitender Kriminaldirektor beim Polizeipräsidium Niederbayern, während der Zugfahrt schon auffällig geworden. Als der 38-jährige Deutsche einen Notruf habe absetzen wollen, habe der 20-Jährige seine Mitreisenden angegriffen. Zeugen zufolge habe der Mann einen verwirrten Eindruck gemacht.

Die Kriminalpolizei Straubing bittet Zeugen, die möglicherweise Handyvideos des Geschehens gemacht haben, diese den Ermittlern zur Verfügung zustellen.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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