Bündnis: Schutz der Oberen Isar und Wasserkraft-Neuregelung

Mittenwald (dpa/lby) - Zehn Jahre vor dem Auslaufen der Konzession zur Energieerzeugung am Walchenseekraftwerk fordert ein Bündnis aus rund einem Dutzend Organisationen einen besseren Schutz der Natur. Seit fast 100 Jahren verursache das Kraftwerk erhebliche Schäden an dem Ökosystem der Oberen Isar, die als Deutschlands letzter naturnaher Wildfluss gelte, teilten die Natur- und Sportverbände am Donnerstag mit. Wasserrechtsverfahren seien langwierig - deshalb müssten schon jetzt die Weichen zu mehr Naturschutz gestellt werden, sagte Fabian Unger vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern.
Die Ausleitung von Wasser aus der Isar und ihren Nebengewässern zum Kraftwerk-System und dem unter anderem deshalb nötigen Bau des Sylvensteinspeichers beraube die Wildflüsse ihrer Kraft. Prozesse wie die Umlagerung von Kies und das Entstehen neuer Lebensraumstrukturen seien eingeschränkt. Damit verschwänden Wildfluss-Arten, die an diese Dynamik angepasst seien. "Früher hatte der Fluss mehr Wasser und mehr Kraft", sagt Unger. Das habe Kiesflächen geschaffen, die heute teils bewachsen seien. Gefährdete Arten wie die Äsche, der Flussuferläufer, die Gefleckte Schnarrschrecke oder die Deutsche Tamariske seien durch die Wasserkraft massiv bedroht.
Der Freistaat lässt den Verbänden zufolge die Wasserrechte für das Kraftwerk zum 30. September 2030 auslaufen und will dann neue Nutzungsrechte vergeben. "Damit besteht jetzt eine einmalige Chance, bessere Rahmenbedingungen für das Ökosystem zu schaffen", sagte Tobias Hipp vom Deutschen Alpenverein (DAV). Dazu zählten unter anderem eine geringere Wasserentnahme und und weniger Hindernisse für Fische. Die genauen Maßnahmen sollen nun erarbeitet werden.
Das Walchenseekraftwerk gilt als ingenieurtechnisches Meisterwerk und Industriedenkmal. Mit seinen meterdicken Röhren ist es über dem Kochelsee weithin sichtbar.