Buddha-Verbot auf bayerischem Friedhof
Eine Familie soll die kleine Statue auf Wunsch des Pfarrers beseitigen. Begründung: Sie sei mit der Würde des Ortes unvereinbar. Die Geschichte hinter dem Streit.
Helmbrechts - Eine Buddha-Figur auf einem Grab widerspricht der Friedhofsordnung! Diese Position vertritt der Friedhofs-Ausschuss des evangelischen Friedhofs in Helmbrechts (Landkreis Hof). Für Bernd Fickenscher (55) und seiner Frau Beate (47) ist die Buddha-Figur ein Symbol für Ruhe und Frieden.
Gerade einmal 25 Zentimeter ist die kleine Plastik-Deko groß und sorgt für mächtig Zoff in dem Frankenwald-Städtchen. Inzwischen hat sich das Paar auch an den Bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm gewandt. In den vergangenen vier Jahren starben die Schwiegermutter und die Eltern von Bernd Fickenscher. Beigesetzt wurden sie alle im Familiengrab auf dem evangelischen Friedhof von Helmbrechts, das dort seit vielen Jahren besteht. Weil er einen kleinen Buddha auf das Grab stellte, bekam Fickenscher jetzt Ärger. Bei einer Begehung des Friedhofs durch den Friedhofs-Ausschuss wurde der Buddha entdeckt.
Familie versteht Welt nicht mehr
Im Oktober bekommt die Familie Post von der Friedhofsverwaltung mit der Aufforderung, den Buddha zu entfernen, weil er der Friedhofsordnung widerspreche. Darin steht nämlich, dass Inhalt und Gestaltung der Grabmäler mit der Würde des Friedhofs in Einklang stehen müssen. Insbesondere sei es verboten, an den Grabmälern etwas anzubringen, was im Widerspruch mit christlichen Anschauungen steht. Fickenscher versteht die Welt nicht mehr.
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„Ich habe ihn aufgestellt, weil mich bei meinen Asien-Urlauben die Ruhe in den buddhistischen Klöstern und Tempeln beeindruckt hat“, rechtfertigt er sich. Daran, dass der kleine Buddha jemand stören könnte, habe er nicht im Traum gedacht. „Ich wollte diese Ruhe und den Frieden mit aufs Grab meiner Eltern bringen.“ Im Sommer stehe auch noch ein kleiner echter Bonsai mit auf dem Grab, ergänzt Fickenscher.
In ihrer Verzweiflung hat sich die Familie an Heinrich Bedford-Strohm, den Landesbischof der evangelischen Kirche in Bayern, gewandt. „Er schlug ein Gespräch mit dem Pfarrer vor“, zitiert Fickenscher die Antwort des Landesbischofs. Doch dieses Gespräch mit Pfarrer Thomas Berthold brachte nichts, bedauert Fickenscher. „Er beharrte auf der Entfernung des Buddhas.“ Besonders ärgerte Fickenscher sich über die Frage des Geistlichen, weshalb er nicht einen anderen Friedhof für seine Eltern ausgesucht habe. Fickenscher schimpft: „Zeit ihres Lebens haben meine Eltern brav ihre Kirchensteuern bezahlt.“ Bei besonderen Anlässen sei immer der Pfarrer eingeladen gewesen, der nie ohne ein Kuvert mit einer großzügigen Geldspende ging, erinnert sich Fickenscher, der schon vor Jahren der Kirche den Rücken gekehrt hat.
Buddha war kurz verschwunden
Eigenartig auch der vermeintliche Diebstahl der Deko-Figur. „Es war kurz vor Weihnachten, da war der Buddha plötzlich weg“, erinnert sich Fickenscher. Er meldete den Vorfall der Polizei und die informierte den Pfarrer. Der wiederum beauftragte seinen Friedhofsverwalter, nach dem Buddha zu suchen. Tatsächlich fand der die Figur nur einige Gräber weiter. Auf die Frage, ob er einen Verdacht hat, wer den Buddha gestohlen hat, schmunzelt Fickenscher und schweigt.
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Pfarrer Berthold erklärt im Gespräch mit der AZ, dass das Verfahren momentan ruht. Er widerspricht Berichten, wonach der Buddha entfernt werden muss. Er sei erst wieder bei der nächsten Begehung des zehnköpfigen Friedhof-Ausschusses ein Thema, stellt der Pfarrer klar. Dann erst werde das Gremium eine Entscheidung treffen, die er als Vorsitzender durchzusetzen hat. Zum vermeintlichen Diebstahl des Buddhas weiß der Pfarrer: „Der war nie verschwunden, den hatte nur der Wind verweht!“ Kirchenrat Johannes Minkus, der Pressesprecher von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, wollte sich zu dem Fall nicht äußern. Das sei Sache der Kirchengemeinde.
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