Brutaler Überfall - "Keiner hat geholfen"

Der mutige Helfer aus Bayern, der dem Opfer bei dem brutalen Überfall auf dem Berliner U-Bahnhof Friedrichstraße geholfen hatte, klagt vor Gericht über fehlende Unterstützung.
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Der Angeklagte Torben P. geht aufs Gymnasium, wuchs behütet auf und sagt, er könne sich die Tat selbst nicht erklären.
dapd Der Angeklagte Torben P. geht aufs Gymnasium, wuchs behütet auf und sagt, er könne sich die Tat selbst nicht erklären.
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Berlin - Im Prozess wegen eines brutalen Überfalls auf dem Berliner U-Bahnhof Friedrichstraße hat am Donnerstag ein 22-jähriger Zeuge ausgesagt, der dem Opfer zu Hilfe geeilt war. Der Mann aus Bayern beklagte vor dem Landgericht Berlin, dass andere Passanten auf dem U-Bahnhof nicht geholfen hätten.

Nach Angaben des Gerichts hat die Staatsanwaltschaft gegen einen Mitarbeiter eines Reinigungsdienstes mittlerweile ein Ermittlungsverfahren wegen unterlassener Hilfeleistung eingeleitet. Der 48-Jährige durfte daher am Donnerstag vor Gericht als Zeuge die Aussage verweigern, um sich nicht selbst zu belasten.

In dem Verfahren muss sich der 18-jährige Torben P. wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Der Gymnasiast soll am Karsamstag auf dem U-Bahnhof nach einem Streit einem zum Tatzeitpunkt 29-Jährigen mit einer Flasche niedergeschlagen und ihm viermal gegen den Kopf getreten haben. Der junge Mann gab an, zum Tatzeitpunkt betrunken gewesen zu sein und sich nicht an die Tritte erinnern zu können.

Zu Prozessbeginn hatte der U-Bahnschläger ein Geständnis abgelegt. Die Tat sei durch nichts zu entschuldigen, auch nicht durch Alkohol, sagte er. Einem gleichaltrigen Begleiter von Torben P. wird gefährliche Körperverletzung und unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen. Er war nicht eingeschritten und hatte den Bayern attackiert, der dem Opfer zu Hilfe eilte.

„Alkoholisiert, aber nicht betrunken“

Nach Einschätzung des 22-jährigen Zeugen waren die Angeklagten nicht betrunken, sondern „ganz normal“. Sie seien weder gestolpert noch hätten sie gelallt. Der Helfer erinnerte sich, dass das spätere Opfer mit gesenktem Kopf auf der Bank saß und offensichtlich müde war. Seinen Angaben nach hatte zunächst der mitangeklagte Freund von Torben P. das Opfer angesprochen, später hätten beide auf den Mann „eingeredet“ und seien dabei „immer lauter“ geworden. Im Prozess hatte der Angeklagte ausgesagt, er habe sich von dem Mann bedroht gefühlt.

Die Tritte habe er nicht gesehen, weil eine Säule die Sicht versperrt habe, sagte der Helfer. Dann habe er ein „dumpfes Geräusch“ gehört und den Mann am Boden liegen sehen. Seinen Angaben nach griff er ein, als Torben P. erneut auf das Opfer zuging. Er zog den Gymnasiasten von dem Handwerker weg und nahm ihn in den Schwitzkasten. Daraufhin sei er selbst mit Schlägen und Tritten traktiert worden und auf dem Boden aufgeschlagen.

Im Prozess hat sich der 18-jährige Mitangeklagte bei dem Helfer dafür entschuldigt, dass er ihm in den Rücken sprang, um seinen Freund zu befreien. Der 22-Jährige hatte bei dem Angriff eine Verletzung an der Hand und Schürfwunden im Gesicht erlitten. 

„Keiner hat geholfen“

Mindestens fünf bis sechs Leute haben nach Aussage des Zeugen zur Tatzeit auf dem Bahnsteig gestanden. „Das hat mich geärgert, dass keiner geholfen hat“, sagte er. Einen Mann vom Reinigungsdienst hatte er eigenen Angaben später noch „angeschrien“ und gefragt, warum er nicht eingeschritten sei.

Der 48-jährige Reinigungsmann war am Donnerstag als Zeuge geladen. „Offiziell durfte ich mich nicht einmischen, wenn da unten eine Prügelei ist“, äußerte er. Weitere Angaben machte er nicht, weil gegen ihn wegen unterlassener Hilfeleistung ermittelt wird. Der Prozess wird am 30. August fortgesetzt.

 

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