Brutale Geiselnahme: Er bangte um sein Leben
Ein 29-jähriger Versicherungs- kaufmann sollte 15.000 Euro an drei Erpresser zahlen. Steckt die Ex-Ehefrau des Opfers hinter der hinterhältigen Tat?
NÜRNBERG Die Anklageschrift 413 Js 54160/07 der Nürnberger Staatsanwaltschaft könnte glatt als Drehbuchvorlage für einen Gangsterfilm dienen. Drei finstere Gestalten kommen darin vor, ein in Todesangst schwebendes Opfer – und eine Maschinenpistole vom Typ Ceska Skorpion 61, die wegen ihrer Handlichkeit großen Anklang bei Berufskriminellen findet. Doch mit einem Film hat der gestern gestartete Prozess vor dem Landgericht nichts zu tun.
Warum die drei Angeklagten (31, 32 und 27 Jahre alt) einen Versicherungskaufmann um 15.000 Euro erpressen wollten und dabei eine äußerst rüde Gangart einschlugen, konnte weder in den polizeilichen Vernehmungen geklärt werden, noch gestern im Gerichtssaal. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Ex-Ehefrau des Opfers eine gewisse Schlüsselrolle spielt, weil sie mit zwei der drei Angeklagten befreundet ist. Doch eine genauere Motiverforschung scheiterte an den nebulösen Angaben der Täter. Immerhin ist sich die Staatsanwaltschaft aber sicher, den eigentlichen Tatablauf im Dezember 2007 genau zu kennen.
Sie drohten, der sechsjährigen Tochter etwas anzutun
Unter dem Vorwand, eine Versicherung abschließen zu wollen, brachten danach die drei Angeklagten den Versicherungskaufmann (29) dazu, in ihr Auto einzusteigen. Dort erfuhr der Mann ganz schnell, was die drei Männer wirklich von ihm wollten. In einem Waldstück bei Fischbach, wohin sie ihn verschleppt hatten, hielt ihm einer der Angeklagten eine Maschinenpistole an den Kopf, ein anderer wickelte ein Klebeband über seinen Mund und die Augen, fesselte seine Hände. Er musste sich vor den Wagen knien, wurde geschlagen und massiv bedroht: „Wir knallen dich ab!“
Außerdem drohten sie ihm, seiner sechsjährigen Tochter etwas anzutun, wenn er nicht 15.000 Euro an sie bezahle. Völlig eingeschüchtert und um sein Leben bangend erklärte sich das Opfer schließlich dazu bereit. Daraufhin brachten die drei Angeklagten den Mann wieder in die Stadt zurück und ließen ihn frei.
Womit die Erpresser aber nicht gerechnet hatten: Ihr Opfer ging schnurstracks zur Polizei. Die Täter wurden kurz darauf festgenommenund sitzen seitdem in Haft. Dort werden sie mit größter Wahrscheinlichkeit noch einige Zeit schmoren müssen.
Der Vorsitzende Richter signalisierte bereits, dass die drei Angeklagten mit Haftstrafen von etwa jeweils vier Jahren rechnen müssen. hr
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