Briefe von Hitler-Anhängerin Winifred Wagner veröffentlicht

Winifred Wagner war eine glühende Verehrerin von Adolf Hitler. Sie machte auch nach 1945 aus ihrer nationalsozialistischen Gesinnung keinen Hehl.  
von  dpa
Je ein Foto von Winifred Wagner (l) und ihrer Brieffreundin Helene Roesener, geb. Boy, liegen im Richard-Wagner-Museum in Bayreuth (Oberfranken) auf einem Brief-Konvolut der beiden.
Je ein Foto von Winifred Wagner (l) und ihrer Brieffreundin Helene Roesener, geb. Boy, liegen im Richard-Wagner-Museum in Bayreuth (Oberfranken) auf einem Brief-Konvolut der beiden. © dpa

Winifred Wagner war eine glühende Verehrerin von Adolf Hitler. Sie machte auch nach 1945 aus ihrer nationalsozialistischen Gesinnung keinen Hehl. Briefe an eine Jugendfreundin sollen nun mehr Licht in das dunkelste Kapitel der Bayreuther Festspiele bringen.

Bayreuth – Die Schweizer Mariann-Steegmann-Stiftung hat dem Richard-Wagner-Museum 54 Briefe der Hitler-Anhängerin Winifred Wagner an eine Jugendfreundin geschenkt. Die Schriftstücke der Schwiegertochter des Komponisten Richard Wagner enthalten zwar keine historischen Neuigkeiten. Die Schenkung solle aber einen Beitrag zur Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit der Festspiele leisten. Und sie soll die Besitzer der vielen tausend anderen Briefe von Winifred Wagner animieren, ihre Dokumente ebenfalls für die Erforschung der Geschichte der Familie Wagner zur Verfügung zu stellen, sagte die Stiftungsbeauftragte Verena Naegele am Freitag in Bayreuth.

Winifred Wagner (1897 bis 1980) hatte die Briefe zwischen 1931 und 1979 an ihre Jugendfreundin Helene Roesener geschrieben. Nach Angaben der Stiftung gibt das Briefkonvolut Auskunft über Winifred Wagners Denken, ihre Begeisterung für Hitler, die Übernahme der Festspiele nach dem Tod ihres Mannes Siegfried im Jahr 1930 und die Übergabe der Festspielleitung an ihre Söhne Wieland und Wolfgang im Jahr 1949. Weitere Themen sind ein Treffen mit Emmy Göring, der Witwe des Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg, sowie die Begrüßung einer Delegation aus der DDR am Grab Richard Wagners. Winifred Wagner und Helene Roeseler hatte sich im Internat kennengelernt.

Nach Angaben von Roesener-Enkelin Gisela Graf stammen nur wenige der Briefe aus der Zeit des Nationalsozialismus, als Winifred Wagner die Festspiele leitete. Die Schriftstücke seien Ausdruck der Lebhaftigkeit und Dynamik, der Tatkraft und des Humors von Winifred Wagner, sagte Graf. Den Großteil von vermutlich mehreren zehntausend Briefen habe Winifred Wagner ein Jahr vor ihrem Tod persönlich mit dem Auto bei Graf im südhessischen Balkhausen abgeholt.

Nach Angaben des Direktors des Richard-Wagner-Museums, Sven Friedrich, wollte sie damit den Verkauf und die Veröffentlichung verhindern. Heute befinden sich die Briefe überwiegend im Besitz von Winifred Wagners Tochter Verena Lafferentz. „Diese Dokumente gehören der Öffentlichkeit und in ein öffentliches Archiv“, sagte Friedrich. Mit der Erschließung der Familien- und Festspielgeschichte könne auch eine Mythenbildung verhindert werden.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.