Brauerei seit 1150: "Wir machen keine Werbung"

Auch wenn die Brauerei Mühlbauer aus Arnschwang in der Oberpfalz für ihr Geschäft nicht wirbt, läuft es. Auch auf das im Trend liegende alkoholfreie Bier verzichtet die alte Brauerei. Warum die Brauerei trotzdem Erfolg hat.
von  Rosemarie Vielreicher
Stephan Mühlbauer (r.) mit seinem Vater und den historischen Vorfahren der Brauerei-Geschichte in Bildern.
Stephan Mühlbauer (r.) mit seinem Vater und den historischen Vorfahren der Brauerei-Geschichte in Bildern. © Brauerei Mühlbauer Arnschwang

Reklame für ihre Biere? Vielleicht sogar mit Hinweis auf die lange Brau-Tradition? Stephan Mühlbauer (42) sagt trocken: "Nein, wir machen keine Werbung." Und auch keine Sonderangebote in Supermärkten gibt’s bei der Brauerei Mühlbauer aus Arnschwang im Landkreis Cham. Social Media? Eigentlich auch nicht. "Nur Mundpropaganda."

Das scheint zu funktionieren: Die Brauerei aus der Oberpfalz gehört zu den ältesten Braustätten Bayerns, die immer noch produzieren. Nach Weihenstephan (1040) und Weltenburg (1050), beide mit Kloster-Geschichte, ist sie eine der ältesten weltlichen Betriebe. Auch der Bayerische Brauerbund listet sie auf AZ-Anfrage auf. Der letzte Teil unserer Brauerei-Serie spielt damit in der Oberpfalz.

Brauerei von König Ludwig gekauft

Alles beginnt um 1150, erzählt Mühlbauer der AZ. Der erste schriftliche Nachweis einer Schlossbrauerei – eine Rechnung für das Mahlen von Malz – stammt damit aus dem Mittelalter. Damals hieß die Brauerei noch nicht Mühlbauer. Auf der Seite der Brauerei heißt es zur Geschichte, mit so einigen Lücken zwischen den Jahrhunderten: "Durch den Drachenstich bekannt ist der Erasmus Sattelpogner von Arnschwang. Die Sattelpogner waren von 1411 bis 1492 Schloß- und Brauherren in Arnschwang."

1833 kommen die Vorfahren des 42-Jährigen ins Spiel. Georg Mühlbauer habe damals im Ort Pferdeumspannwerke für die Postkutschen sowie Fuhrwerke besessen. Das verhilft ihm über Umwege – und einen Unfall – zum Kauf der Brauerei.

Eine Schwarzweiß-Aufnahme der Brauerei in Arnschwang.
Eine Schwarzweiß-Aufnahme der Brauerei in Arnschwang. © Brauerei Mühlbauer Arnschwang

"Auf der Donau sind drei Getreideschiffe gesunken. Georg Mühlbauer hat diese gekauft und geborgen. Durch seine Pferdefuhrwerke brachte er das nasse Getreide schnell an den Mann" – so verdirbt dieses nicht. Mühlbauer sagt weiter: "Mit dem Erlös hat er die Brauerei von König Ludwig gekauft." So sei ihm die Geschichte von Generation zu Generation weitergegeben worden.

Es ist der Grundstein für das heutige Familienunternehmen. "Seit 1833 gehört die Brauerei immer einem Mühlbauer." Auf der Homepage nachzulesen ist deren Entwicklung etwa ab 1858: Damals sei "ein Brauereineubau mit Dampfmaschine zur Stromgewinnung" errichtet worden.
Zudem heiratet Xaver Mühlbauer die Bärenbrauerei-Tochter Maria, dadurch werden die Schloßbrauerei und die Bärenbrauerei zusammengelegt.

Brauerei-Chef: "Ich war seither noch keinen Tag in der Arbeit" 

Kurzzeitig muss die Brauerei im Jahr 1923 schließen. Die Inflation. Schon 1924 geht es wieder los, mit der Spezialität Weizenbier. In sechster Generation leitet nun Stephan Mühlbauer die Geschicke. Eigentlich hatte der Vater zweier Kinder andere Pläne. Er sei Kfz-Meister und Betriebswirt. Dann 2011 der Entschluss: "Ich habe mich entschieden, die Brauerei weiterzumachen."

2012 bildet er sich zum Brau- und Malzmeister weiter, seit 2014 gehört er zur Geschäftsleitung. Der Name der Brauerei seit 2014: Mühlbauer GmbH & Co. KG. Sein Vater (75) ist noch als Senior-Chef an seiner Seite. Ist Brauerei-Chef jetzt sein Traumjob? Der 42-Jährige: ." Ich kann sagen: Ich war seither noch keinen Tag in der Arbeit." Er meint damit: Sein Beruf macht ihm so viel Freude, dass er es nicht als Pflicht empfindet. "Ich arbeite sicher mehr als vorher, aber ich bereue keine Sekunde, dass ich mich dafür entschieden habe."

Er ist dabei nicht nur der Chef, der gschaftelt und andere arbeiten lässt: "Ich bin voll mitarbeitend." Er zählt auf: "Ich repariere die Maschinen, kümmere mich um den Fuhrpark, bin in der Füllerei, fahre Lkw, wenn Not am Mann ist, beliefere Kunden." Das macht das Unternehmen aus seiner Sicht auch aus: "Wir sind ein kleiner Betrieb. Wir haben die Einstellung, dass ich als Chef alles können muss."

Rund 20 Mitarbeiter hat die Brauerei, hergestellt werden die gängigen Biersorten wie Pils, Helles und Weißbier, aber auch Fass- und Schankbier. Auch Radler in der Flasche gibt’s. Alkoholfreies Bier? Nein. Auch in Zukunft hat man das nicht vor.

Brauerei: "Wir sind sehr regional"

Was also macht die Brauerei, die nicht für sich wirbt und auch nicht auf den Alkoholfrei-Boom aufspringt, richtig? "Was machen die anderen falsch?", sagt der 42-Jährige mit einem Lachen.

Aber im Ernst. Er glaubt, dass ihr Erfolg mitunter daran liegt: "Wir sind sehr regional." Sie lieferten in einem Umkreis von maximal 15 bis 20 Kilometern. Regional sind sie auch beim Produkt: "Wir haben eine Landwirtschaft, in der wir unsere Braugerste teils selber anbauen." Auch ein Waldstück besitzen sie. Aus dem eigenen Holz wird Papier gewonnen, das wiederum für die Flaschen-Etiketten benutzt wird.

Mühlbauer sagt außerdem: "Wir sind sehr persönlich mit allen." Er glaubt, dass es bei den Kunden gut ankommt, "dass der Chef selbst im Lkw sitzt und sich nicht zu schade ist, sich die Hände schmutzig zu machen".

Per Hand: Menschen ernten Hopfen.
Per Hand: Menschen ernten Hopfen. © Brauerei Mühlbauer Arnschwang

Was die Qualität betrifft: "Anscheinend haben wir ein glückliches Händchen dafür, dass wir eine gleichbleibend gute Qualität haben." Das macht für ihn nämlich ein gutes Bier aus: dass der Kunde weiß, was er bekommt. Ohne große Schwankungen.

Allgemein wachsen in der Branche die Sorgen, etwa wegen des sinkenden Bierkonsums. Das nennt auch Mühlbauer "natürlich besorgniserregend". Aber sie selbst könnten ihre Bierproduktion stabil halten, sagt er. Stand jetzt.

Ob auch seine Kinder mal in den Betrieb einsteigen? Sie seien erst fünf und elf Jahre alt, erzählt er. Wenn sie in ferner Zukunft Interesse haben, wolle er ihnen helfen, wo er könne. So wie es sein Vater bei ihm gemacht hat. Wenn sie einen anderen Weg einschlagen mögen – völlig in Ordnung.

Jetzt ist sowieso erstmal er der Chef, der hinlangt, wo er gebraucht wird, und das nicht mal als Arbeit empfindet. 

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