Brandstiftung aus Liebeskummer

Die tief enttäuschte Anita P. (28) wollte ihrem Mann einen Denkzettel verpassen und legte Feuer
NÜRNBERG Das Leben mit ihrem Bauern hatte sich Anita P. (28) ganz anders vorgestellt. Liebe, Zärtlichkeit, romantische Stunden im Heu wünschte sie sich. Stattdessen ließ der gleichaltrige Ehemann Konrad sie schuften wie eine Magd, kümmerte sich null um ihre Bedürfnisse und nörgelte unentwegt an ihr herum. Ihr Herz stand in Flammen! Deshalb, so erklärte Anita P. am Donnerstag vor dem Nürnberger Amtsgericht, wollte sie ihrem Mann einen Denkzettel verpassen – und fackelte letztes Jahr einfach seine Scheune ab. Schaden: 180.000 Euro.
Nicht zum ersten Mal hatte es an diesem Augustvormittag in Mischelbach bei Pleinfeld gebrannt. Seit Jahrzehnten treiben mehrere Feuerteufel in dem 400-Seelen-Ort ihr Unwesen. Sie konnten bislang nicht dingfest gemacht werden. Zumindest vier weitere Brände will die Staatsanwaltschaft Anita P. nachweisen. Zwei davon auf dem Nachbarshof. Die Angeklagte jedoch streitet diese Vorwürfeab. Sie wollte mit ihrer Zündelei nur den eigenen Mann treffen.
„Du bist doch meine Große.“ Mit diesen Worten soll der Bauer und Fabrikarbeiter jede Bitte Anitas um mehr Unterstützung auf dem Hof abgebügelt haben. Dieser Satz brannte sich der Hausfrau scheinbar tief ein. Während ihrer Aussage wiederholt sie ihn immer wieder, wird dabei lauter: „Irgendwann habe ich mir nicht mehr anders zu helfen gewusst. Es sollte einmal nur um mich gehen.“
Alles, was Anita wollte, war Liebe
Anita P. wird seit ihrer Festnahme psychologisch betreut. Sie weist depressive Züge auf, ist labil. In den Wochen vor dem Prozess kratzte sie sich vor lauter Aufgewühltheit die Arme komplett auf. Vor Gericht klappte sie kurz zusammen. Die Verhandlung musste unterbrochen werden.
Alles, was Anita – ein Adoptivkind – wollte, war Liebe. Von ihrem Ehemann Konrad bekommt sie die nicht mehr. Der reichte die Scheidung ein, will Anita nicht mehr sehen. Ein Wunsch, der nicht in Erfüllung gehen wird: Er muss als Zeuge vor Gericht erscheinen.
Von seiner Aussage wird es mit abhängen, ob Anita P. mit einer Bewährungsstrafe davonkommt oder ins Gefängnis muss. Nicht unwahrscheinlich ist aber auch, dass das Gericht die Angeklagte wegen ihres psychischen Zustands als vermindert schuldfähig einstuft. M. Pfefferer