Brandanschlag: Ex-Freund zündete das ganze Mietshaus an

Christian W. (23) ist wegen zehnfachen Mordversuchs angeklagt: Er nahm den Tod aller Bewohner in Kauf.
NEUSTADT/AISCH Erst war es Liebe, dann nur noch Hass! Weil er die Trennung nicht verkraftete, soll ein 23-jähriger Mann das Haus, in dem seine Ex wohnt, in Brand gesteckt haben. Ab Dienstag steht er wegen zehnfachen (!) Mordversuchs vor dem Nürnberger Landgericht.
Nur ein halbes Jahr dauerte das Liebesglück zwischen Nicole (28) und Christian W. (23). Dann gab ihm die dreifache Mutter den Laufpass. „Die Beziehung machte einfach keinen Sinn mehr“, erzählt sie. Welche Folgen aber auf sie und ihre Kinder Nico (10), Justin (6) und Jannick (3) zukommen sollten, ahnte sie nicht.
27. März 2009, kurz nach Mitternacht: Den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge befand sich Christian W. um diese Zeit auf dem Heimweg. Er kam dabei auch in der Ludwigstraße an dem Haus vorbei, in dem seine Verflossene mit ihren Kindern wohnt. Da drehte er durch. Laut Anklage setzte er im Flur des Erdgeschosses mit seinem Feuerzeug herumliegende Pappkartons in Brand. Gleich daneben befand sich die Holztreppe, die zu den fünf Wohnungen des Anwesens führt. Innerhalb weniger Augenblicke schlugen die Flammen hoch und dichter Qualm zog durchs ganze Haus.
Die Bewohner retteten sich durchs Fenster ins Freie
Zufällig übernachtete Nicoles Ex-Ehemann und Vater ihrer drei Kinder, Klaus R., an diesem Tag in der Wohnung. Er war es auch, der durch den Brandgeruch aufwachte und Alarm schlug. Nur deshalb konnte die Feuerwehr in dem eng bebauten Wohnviertel eine Katastrophe verhindern.
Als Klaus die Wohnungstüre einen Spalt öffnete, um nachzusehen, sah er nur noch Qualm und Feuer. Nicole: „Wir weckten sofort die Kinder auf, packten sie und kletterten durch ein Fenster ins Freie. Der Fluchtweg durch den Flur war ja versperrt.“
Durch Klingeln und lautes Schreien wurden auch die anderen Mieter aus dem Schlaf gerissen. Einem Ehepaar und seinen beiden Kindern (sechs und neun Jahre alt) gelang die Flucht durch eine Hintertür. Ein weiterer Mieter schleppte sich durch den total verqualmten Flur ins Freie und erlitt eine Rauchvergiftung. Nicole: „Im Nachhinein können wir alle froh sein, dass wir noch leben.“ Das sieht auch die Staatsanwaltschaft so. „Der Beschuldigte nahm den Tod der Bewohner in Kauf“, heißt es in der Anklageschrift.
Seit dem Anschlag ist nichts mehr so wie es war
Seit dem Tag des Brandanschlags ist nichts mehr so wie es war. Nicole: „Das Ehepaar mit den beiden Kindern ist inzwischen ausgezogen, weil die Kinder von da ab in Angst lebten. Mit meinen drei Kleinen ist es nicht viel besser. Auch sie können seitdem nur schlecht einschlafen und schrecken beim geringsten Geräusch im Treppenhaus auf.“
Von der Schwester ihres Ex-Freundes hat sie erfahren, dass er aus dem Gefängnis einen Brief an seine Eltern schrieb. Nicole: „Darin steht, dass es ihn ärgert, weil der Anschlag auf mich nicht klappte.“ Helmut Reister