Boutique-Chefin kämpft gegen Tuning-Szene
NÜRNBERG „Hier muss endlich was passieren!“ Zusammen mit seiner Frau Irene führt Ernst Palm (62) seit 23 Jahren eine Modeboutique in der Brunnengasse in der Lorenzer Altstadt. Jetzt ist die Geduld des Paars am Ende: „Die Straße wird regelmäßig zur Rennstrecke!“
Dumpfe Bässe, quietschende Reifen und heulende Motoren – mit lauter Musik drehen Jugendliche hier abends ihre Runden, präsentieren ihre Autos. Am Ende der Sackgasse, direkt vor „Palm Fashion“, testen die PS-Freaks, wie man am besten mit Vollgas um die Kurve kommt. Verkehrsschilder stehen dabei ab und an im Weg, werden umgefahren und landen im Schaufenster. Erst am vergangenen Wochenende traf es das Glasdach vor dem Laden. Diesmal hatten die Palms Glück: Die Schuldige wurde von der Polizei ausfindig gemacht. Die Versicherung zahlt. Der bislang entstandene Sachschaden ist immens: Rund 2000 Euro waren es allein beim aktuellen Vorfall! „Schon drei Mal haben die uns davor die Scheiben kaputt gemacht!“, so der aufgebrachte Ladenbesitzer.
„Am Ende werden noch Passanten über den Haufen gefahren!“
„Wir wissen, dass dieses Gebiet als Flaniermeile für PS-starke Fahrzeuge gilt“, so Polizeisprecher Peter Schnellinger. Er kennt das Problem: „Diese 30er-Zone wird schwerpunktmäßig mehrmals in der Woche kontrolliert.“ Auch durch gezielte Geschwindigkeitsmessungen versuche man, die Raser in ihre Schranken zu weisen. Ernst Palm hat die Tricks der Jugendlichen schon beobachtet: „Wenn die Polizei im Anmarsch ist oder hier steht, um zu kontrollieren, warnen sie sich gegenseitig per Handy.“ Nicht nur sein Laden, auch Fußgänger seien durch die Auto-Gang in Gefahr. „Am Ende werden noch Passanten über den Haufen gefahren!“
Palms Versuche, die Jugendlichen durch Worte zur Vernunft zu bringen, scheiterten: Mit Farbe besprühte Wände und beschädigte Briefkästen waren die Folge. Der 62-Jährige wünscht sich besonders in der Nacht mehr Präsenz der Polizei. „Man könnte die Straße zur Anlieger-frei-Zone erklären. So wäre die Brunnengasse für den Durchgangsverkehr gesperrt!“ Für Schnellinger aber keine vernünftige Lösung - die Frage, ob Anlieger oder nicht, lasse sich in einem Bereich mit vielen Geschäften nur schwer klären! „Bei konkreten Anfragen schicken wir natürlich unsere Beamten."
Wie die Anwohner am Tilly-Park gegen die Raser kämpfen, lesen Sie in Ihrer AZ-Printausgabe am Donnerstag, 7.4.
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