Bosse bewerben sich bei Azubis
IHK-Präsident: Firmen müssen Kontakte zu Schulen knüpfen, um sich Nachwuchs zu sichern
NÜRNBERG Den Firmen im Großraum gehen die Lehrlinge aus!
Der Ausbildungsmarkt hat sich im Jahr eins nach der Krise von Grund auf geändert. Jetzt sind es die Bosse, die sich um Auszubildende bemühen müssen! „Die Unternehmen müssen sich etwas einfallen lassen, um auch künftig gut ausgebildete Fachleute zu haben“, appellierte IHK-Präsident Dirk von Vopelius bei der Vorstellung der Lehrstellenbilanz fürs vergangene Jahr.
„Entgegen aller Prognosen ist die Zahl der Ausbildungsverträge bei den IHK-Berufen im vergangene Jahr nicht gefallen“, so von Vopelius. „Wir hatten mit 8.480 Verträgen sogar ein leichtes Plus von 0,1 Prozent.“ Rekordzahlen von über 9.000 Verträgen wie im Boom-Jahr 2008 wird die IHK wohl nicht mehr erreichen. Denn: Die Zahl der Geburten geht zurück. Und damit auch die Zahl der Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen.
Im Schnitt 100 freie Stellen in der Lehrstellenbörse
Ähnlich die Situation beim Handwerk. „Wir hatten im letzten Jahr 3.896 Verträge und damit ein Plus von 3,1 Prozent“, sagt Handwerkskammer-Experte Christian Kaiser. „Die Betriebe haben erkannt, dass sie mehr machen müssen, um auch künftig noch ausreichend Auszubildende zu bekommen.“ In der Lehrstellenbörse der Kammer sind im Schnitt 1.000 freie Stellen eingetragen. „Die Betriebe melden ihre offenen Stellen immer früher“, sagt Kaiser. Über das Jahr waren im Schnitt 1.000 freie Lehrstellen an der Börse gemeldet, zum Jahresende noch immer rund 200.
Im IHK-Bereich standen 388 Jugendlichen 716 offene Stellen gegenüber. „Rechnerisch wäre damit jeder versorgt", so von Vopelius. Warum das nicht so ist, liege vor allem an der mangelnden Qualifikation der Bewerber. Hier sollen Spezialprogramme schwache Schüler fit für die Berufsausbildung machen.
Auch Betriebe müssen sich fit machen
Aber auch die Betriebe müssen sich fit machen: „Die Unternehmen müssen Kontakte zu Schulen ausbauen“, gab der IHK-Präsident vor. So könnten sie als Sponsoren für Unterrichtsformen einspringen, für die sonst kein Geld da ist – etwa Musik- oder Theaterpädagogik.
Zudem müsse es gelingen, „den Anteil der Hauptschüler weiter auf dem hohen Niveau von derzeit 33 Prozent zu halten“. Noch nicht ausgeschöpft sei auch das Ausbildungs-Potenzial bei Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln und bei Behinderten. Ein wichtiges Instrument, um mehr Abiturienten für die Lehre zu interessieren, sei die Verbundausbildung, bei der die Jugendlichen neben der Lehre noch studieren. Der doppelte Abitur-Jahrgang wird heuer dafür sorgen, dass noch ausreichend Jugendliche eine Lehre machen. Doch in den Jahren danach wird es so sein, dass sich die Jugendlichen den Boss aussuchen können, der ihnen das beste Angebot macht.
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