Böse Schlappe für den Tiergarten

Tierschützer klagten, sie wollten Aufklärung über die Unglücksserie. Am Donnerstag kam das Urteil: Der Zoo muss nun vertrauliche Akten rausrücken
Marlina Pfefferer |
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Vizedirektor Helmut Mägdefrau: „Wir verbergen nichts.“
Klaus Schillinger Vizedirektor Helmut Mägdefrau: „Wir verbergen nichts.“

NÜRNBERG Die Statistik spricht eine traurige Sprache: In den letzten 40 Jahren überlebten im Nürnberger Tiergarten nur 5 von etwa 21 Delfinbabys. Allein seit 2004 starben acht Jungtiere. Die Internationale Wal- und Delfinschutzorganisation (WDCS) wollte der Todes-Serie auf den Grund gehen. Der Zoo aber verweigerte ihnen Akteneinsicht. Jetzt muss er die Infos rausrücken!

„Der Tiergarten hat eine katastrophale Performance im Hinblick auf die Sterberate der Delfine hingelegt“, so Kampagnenleiter Nicolas Entrup vom WDCS. Die Gründe dafür seien bislang nicht umfassend untersucht worden. Genau das habe man jetzt aber vor. Fast fünf Jahre stritten Tierschützer und Zoo. In zweiter Instanz bekam der WDCS vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München erneut Recht. Begründung: Aufgrund des Umweltinformationsgesetzes muss Einsicht in die Unterlagen gewährt werden.

Warum die Verantwortlichen der Stadt Nürnberg die Delfin-Akten so lange vehement unter Verschluss halten wollten, ist Entrup ein Rätsel. Er fragt sich: „Haben sie tatsächlich was zu verbergen?“ Helmut Mägdefrau, Vize-Direktor des Zoos, widerspricht dem entschieden: „Wir haben keine Geheimnisse.“ Die Todesfälle seien immer offen kommuniziert worden, die Amtstierärzte hätten jederzeit Zugang zu allen Fakten gehabt – „und die Uni Bayreuth hat sogar schon vor einigen Jahren in einer Studie belegt, dass die Tiere nicht leiden.“

"Diskussionen mit Tierschützern sind mühselig"

Mägdefrau verweist außerdem auf Erfolge, die es ja auch gebe: „Man darf nicht vergessen, dass bei uns mit Delfin-Senior Moby (50) einer der ältesten Tümmler weltweit lebt.“ Doch wenn alles mit rechten Dingen zugeht, warum lässt sich der Tiergarten erst jetzt, da er muss, in die Karten schauen? „Weil es zeit- und arbeitsintensiv ist und wenig bringen wird“, so Mägdefrau. Die Diskussionen mit den Tierschützern seien mühselig. Denn sie seien an Fakten meist gar nicht interessiert. Der Vizedirektor: „Da würden wir unsere Zeit lieber in die Arbeit mit den Tieren investieren als in sinnlose Auseinandersetzungen.“

Über die Todesfälle in den letzten Jahren ist auch Zoo-Direktor Dag Encke nicht glücklich: „Eine verheerende Zeit war das.“ Am 30. Juli wird die neue Lagune eröffnet. Mit dem naturnahen Bau will der Zoo an frühere Zuchterfolge anknüpfen. Für Tierschützer ist das Millionen-Projekt reine Geldverschwendung, da es den Tieren immer noch nicht gerecht werde.

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