Blutige Facebook-Party: Es war in Papas Jagdhaus

Lengdorf - Eine Party wollte er machen – eine, die ruhig eine gewisse Eigendynamik entwickeln durfte. Deshalb stand sie unter dem Motto „Project X“ nach der gleichnamigen US-Komödie. Dass sie eskalieren würde, damit hatte der 16-Jährige aus Lengdorf im Landkreis Erding vermutlich nicht gerechnet. Hätte er ein paar einfache Tricks befolgt, wäre es wohl ein gemütlicher Abend unter Spezln geworden.
So aber wurden aus den 20 Gästen, die er erwartet hatte, schließlich 200. Am Ende wurden drei Gäste ins Krankenhaus eingeliefert, einer mit Brandverletzungen, ein zweiter blutend mit Stichverletzungen von einem Butterflymesser und ein dritter mit einer Alkoholvergiftung. Einen vierten Partygast suchte die Polizei.
Die Eltern des Gastgebers waren übrigens im Urlaub.
Der 16-Jährige hatte über Facebook zu seiner „Project-X-Party“ eingeladen. „Die sind grad angesagt“, so ein Freund (17) eines Gastes zur AZ. Als Feier-Location gab der junge Gastgeber das ehemalige Jagdhaus seines Vaters an. Es liegt abgelegen in einem Wald bei Lengdorf, etwa 24 Kilometer von Ebersberg und 14 Kilometer von Erding entfernt. Neben einem Wohnhaus steht eine große Halle, ein umfunktionierter Stall oder eine Lagerhalle. Viel Platz zum Feiern.
Der 16-Jährige verlangte pauschal 15 Euro Eintritt, dafür durften seine Gäste so viel trinken, wie sie wollten. Das übte offensichtlich eine große Anziehungskraft aus in der Gegend, in der auch am Wochenende oft nicht so viel los ist.
20 Freunde sagten zu, es kamen aber 140 Gäste. Als dann auch noch das Erdinger Herbstfest schloss, machten sich von dort noch einmal etwa 60 Leute auf den Weg. Gegen Mitternacht drängten sich 200 Leute auf der Party.
Eine Lengdorferin, die ein paar Kilometer entfernt wohnt, zur AZ: „Ich habe das bis zu mir gehört, wie die gefeiert haben.“
Je später der Abend, desto mehr geriet das Fest aus dem Ruder. Der erste Notruf ging ein, weil ein betrunkener Gast ins Lagerfeuer stürzte. Er verbrannte sich an den Armen und Händen. Ein zweiter Notruf ging ein, weil ein Jugendlicher sich nicht mehr rührte. Auch er wurde in eine Klinik eingeliefert. Verdacht: schwere Alkoholvergiftung.
Polizei: Im Jagdhaus sah es aus wie auf einem Schlachtfeld
Schließlich gerieten sich mehrere junge Leute in die Haare. Warum, ist unklar. Als ein Schüler (19) schlichten wollte, zückte ein anderer Schüler (18) ein Butterflymesser: Das stach er ihm in die Schulter und in den Arm. 20Beamte rückten gegen 2.30 Uhr aus, um die Party aufzulösen. In dem Jagdhaus sah es aus „wie auf einem Schlachtfeld“, so ein Polizeisprecher.
Das Haus war verwüstet, Türen und Fenster waren eingeschlagen, die Schaukel herunter gerissen worden. Gartengeräte, leere Flaschen und Scherben lagen herum. Die Stereoanlage war gestohlen.
Den Messerstecher, der zunächst geflüchtet war, nahm die Polizei in einem Feld fest. Am Samstagabend kam er wieder auf freien Fuß, da er wohl keine Tötungsabsicht gehabt hatte. Der Verletzte wurde inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen.
Ob die Eltern nun von der Verwüstung im Jagdhaus wissen? Ihr Sohn soll erst vernommen werden, wenn sie aus dem Urlaub zurück sind.