„Blöde Kuh“: Schlecker-Boss beleidigt Betriebsrats-Chefin

Vor dem Nürnberger Arbeitsgericht erschien Anton Schlecker (64) nicht, sondern schickte seinen Anwalt. Der bestritt die Vorwürfe.
von  Abendzeitung

Vor dem Nürnberger Arbeitsgericht erschien Anton Schlecker (64) nicht, sondern schickte seinen Anwalt. Der bestritt die Vorwürfe.

NÜRNBERG Nie habe sich der Firmenchef blicken lassen, doch am 14. Mai sei der Drogerie-Ketten-Besitzer Anton Schlecker (64) ins Betriebsratszimmer in Lauf/Pegnitz geplatzt und habe die Vorsitzende beleidigt. „Dreimal hintereinander hat er blöde Kuh zu mir gesagt“, erklärte die Betriebsratsvorsitzende Birgit Netter (46) gestern am Nürnberger Arbeitsgericht.

Eine schriftliche Entschuldigung sowie eine Unterlassungserklärung forderte der Schlecker-Betriebsrat gestern in der Verhandlung von dem schwäbischen Unternehmer (2007: 7,42 Milliarden Euro Umsatz, europaweit 14.000 Filialen und 50.000 Mitarbeiter).

Doch für ihn erschien nur sein Anwalt und erklärte, dass Schlecker nie „blöde Kuh“ gesagt habe. Auch sei die Türe zum Betriebsrats-Büro offen gestanden. Im Übrigen sei man jedoch bereit, zu erklären, dass so etwas nicht vorkommen werde.

„Ich zahle hier die Miete, kann machen, was ich will“, habe er geschrien

Birgit Netter hatte den denkwürdigen Vorfall am 14. Mai 2009 anders in Erinnerung. Seit 13 Jahren arbeitet die Verkäuferin bei Schlecker, ist seit elf Jahren Vorsitzende des Schlecker-Bezirks Auerbach/Oberpfalz, der bis nach Nürnberg-Mögeldorf reicht. „Die Türe war geschlossen, und er kam immer wieder herein, obwohl ich ihn hinaus gebeten habe, weil wir Sitzung hatten,“ sagte sie. Da habe Schlecker geschrien: „Ich zahle hier die Miete, kann machen, was ich will.“ Dann habe er ein Info-Blatt des Betriebsrats vom Schwarzen Brett gerissen, auf dem es um die Schließung von Filialen ging. „Hier wird gelogen, Sie blöde Kuh“, habe er sie angeherrscht.

Weil man sich gestern nicht einigen konnte, geht der Prozess weiter. Zudem droht Schlecker noch eine Strafanzeige wegen Beleidigung.

Seine Firma leidet unter Umsatzeinbußen. Schleckers Image (schlechte Arbeitsbedingungen, Überwachung) koste Kunden, gab das "Handelsblatt" gestern bekannt. cis

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