Blitzstreik im Nahverkehr – am Tag, an dem kein Zug fuhr

Der Ausstand bei der Bahn und zusätzlich im Nahverkehr traf die Nürnberger mit voller Härte
von  Abendzeitung
Bitte nicht einsteigen: Im Berufsverkehr bis 8 Uhr hat der Streik der Bahngewerkschaften für massive Behinderungen gesorgt.
Bitte nicht einsteigen: Im Berufsverkehr bis 8 Uhr hat der Streik der Bahngewerkschaften für massive Behinderungen gesorgt. © News5

Der Ausstand bei der Bahn und zusätzlich im Nahverkehr traf die Nürnberger mit voller Härte

NÜRNBERG Eiskalt erwischt! Am Dienstag ging im Großraum gar nichts mehr. Gleich zwei Streiks sorgten dafür, dass weder Züge, Busse noch Bahnen nach Fahrplan unterwegs waren. Wer vorsorglich aufs Auto umgestiegen war, stand in langen Staus. Besonders ärgerlich: Der dreiste Blitzstreik der Mini-Gewerkschaft GDL, die ihre Mitglieder bei der VAG gestern überraschend zum Ausstand aufgerufen hat.

Auf den Warnstreik bei der Bahn konnten sich die Pendler noch einstellen. Die Gewerkschaften Transnet und GDBA hatten die Beschäftigten im regionalen Zugverkehr zum Ausstand aufgerufen, um gleiche Tarife bei Bahn-Unternehmen durchzusetzen. Insgesamt beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaften rund 200 Beschäftigte an den Warnstreiks in Bayern. Fachbereichsleiter Johann Gebhardt wertete die Aktion als Erfolg. Es sei gelungen, ein Zeichen zu setzen und doch die Reisenden nicht zu sehr zu belasten.

Doch die waren genervt! Vor allem im Nürnberger Hauptbahnhof, wo Stellwerke bestreikt wurden. Deshalb waren auch Züge im Fernverkehr betroffen. Reisende in Richtung Frankfurt, Hamburg und Berlin wurden auf eine harte Geduldsprobe gestellt: So hatte der ICE nach München am Morgen 90 Minuten Verspätung, der ICE nach Basel über Stuttgart 70 Minuten. Allerdings normalisierte sich der Verkehr bis zum Nachmittag wieder.

„Hier fehlt einfach eine Streik-Kultur“

Ganz anders die Situation im Nahverkehr. Die GDL bestreikte gestern bis um 19 Uhr Busse und Bahnen der VAG. „Wir wurden von dem Ausstand total überrascht“, gibt VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger zu. Trotzdem sei es gelungen, den Betrieb auf allen Linien am Laufen zu halten. Die U-Bahnen fuhren nach Fahrplan. Bei den Straßenbahnen fielen einzelne Züge aus. Die Linie 7 wurde eingestellt. Hier setzte die VAG Taxis ein. Bei Bussen waren die Auswirkungen am stärksten zu spüren. Es kam zu etlichen Ausfällen und längeren Wartezeiten.

„Vor allem Arbeitnehmer, die am frühen Morgen auf den Nahverkehr angewiesen sind, wurden getroffen“, sagte Seitzinger. Sie hätten keine Chance gehabt, sich darauf einzustellen. Anders als zum Beispiel Streiks der Gewerkschaft Ver.di, die die Fahrgäste rechtzeitig informiere, treffe dieser Ausstand der GDL die Fahrgäste mit voller Härte. „Hier fehlt einfach eine Streik-Kultur“, so Seitzinger.

So haben die kommunalen Arbeitgeber der GDL ein neues Tarif-Angebot gemacht. „Eigentlich war ausgemacht, dass bis zur Verhandlung am 3. November nicht gestreikt wird“, hieß es bei der VAG. „Das Angebot war schlechter, als das, zu dem Ver.di abgeschlossen hat. Das ist eine Provokation. Deshalb mussten wir gestern streiken“, so GDL-Sprecherin Britta Ibald. Dass gleichzeitig der Bahn-Streik lief, sei „reiner Zufall“. Michael Reiner

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.