Blitzgescheiter Spott an der Ausstellungswand
FÜRTH Dieser Mann ist ein Schelm, ein blitzgescheit spottender Kunst-Kabarettist, der sich – und das ist auch ein Kunst-Stück – gleichzeitig über seine manchmal etwas verbohrte Profession, die Gesellschaft und die Politik lustig macht. Der Nürnberger Kunstakademie-Absolvent Philipp Moll, der sonst im Doppelpack mit Martin Fürbringer als Weltanschauungsbeauftrager (Un-)Sinn stiftet, zeigt noch bis 29. Mai im Kulturort in der Badstraße 8 in Fürth eine Einzelausstellung – Schmunzeln und Lachen garantiert.
Denn Philipp Moll hat es nicht so mit dem Anspruch, dass man erst zehn Meta-Theorie-Bücher über die Bildende Kunst lesen muss, damit man die schwarzen Rechtecke an der Wand versteht.
Es geht also niedrigschwellig, aber brillant zu bei den Montagen und Skulpturen.
Da ist zum Beispiel „Willy Brandt küßt von einem Pferd herab den Boden des Warschauer Ghettos“ (siehe Foto) – der Entwurf einer silbernen Reiterstatue. Der Linie des Spotts auch über die sogenannte Ausstellungsarchitektur folgend, auf einem wackligen, grob zusammengezimmerten Holzbock, vor einer nicht minder wackligen und herrlich schiefen Wand. Der Clou dieses wenige Zentimeter großen Werks – das man im Kontext einer aufs zeitgenössische spezialisierten Galerie durchaus ernst nehmen könnte – ist der Maßstab: „1:1“.
Die Arbeiten also ohne den Kontext des „Werksverzeichnisses“ anzusehen, wäre Vergeudung. Da entdeckt man dann unter „irgendeine Mutter“ die Beschreibung: „nach Käthe Kollwitz, Sammlung von der Leyen, Abt. deutsche Deutsche“.
Obendrein gibt es eine Begegnung mit einem alten Bekannten: Heiner Schwitzke ist wieder da – also jener Künstler, den Moll (als Teil der Weltanschauungsbeauftragten) für eine Ausstellung im K4 kurzerhand erfand, und der nun erneut gleichermaßen provoziert und erheitert. Hingehen!
Ausstellung: Do, Fr. 15-21 Uhr, Sa, So 12-21 Uhr
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