Blacky Fuchsberger und der Abschied von Tommy: "Ich bin verzweifelt"
KULMBACH/ERLANGEN - Die Trauer um seinen einzigen Sohn hat Joachim „Blacky“ Fuchsberger zutiefst getroffen. Doch eines lässt er sich nicht nehmen: Er will den Ort sehen, wo sein „Tommy“ ertrunken ist.
Blacky Fuchsberger lässt sich führen, sein Bruder Otmar und ein Kripobeamter stützen ihn. „Ich bin verzweifelt. Aber ich bin es meinem Sohn schuldig – ich möchte die Stelle sehen, wo er sein Leben abgegeben hat.“
Am Montag hat sich der 83-jährige Fuchsberger auf den Weg gemacht, auf denselben Weg, den sein Sohn Tommy ging, in der Nacht, in der er starb. Vormittags hatten die Fuchsbergers noch eine Grabstelle am Grünwalder Waldfriedhof für Tommy ausgesucht, dann brachte ein Fahrer die Familie nach Kulmbach - mit dabei Blackys Frau Gundel und Tommys Lebensgefährtin Cornelia.
Mit Tränen in den Augen steigt Blacky am Hotel „Kronprinz“ aus. Dort war sein Sohn abgestiegen und nachts, nach einer Veranstaltung und einem Kneipenbesuch, mit dem Taxi zurückgekommen. Dort klopfte er an die Tür, gegen 1 Uhr nachts, allerdings an die Haupttür – gewohnt hat er im Nebenhaus. Als ihn niemand hörte, ging er an den rund 50 Meter entfernten Bach, wo er ins Wasser fiel. Vermutet wird, dass der starke Diabetiker unterzuckert war.
Blacky will alles genau wissen. „Wo ist er hingelaufen, wo hat man sein Handy gefunden“, fragt er den Polizisten. „Wissen Sie, wie lang er im Wasser lag?“ Der Polizist weiß es nicht. An der Bank am Ufer, wo Tommys Handy gefunden wurde und er vermutlich ins Wasser fiel, haben die Kulmbacher Kerzen aufgestellt.
Cornelia Corba schaut die Böschung hinunter, auch Blacky sieht sich das Gras genau an. „Vielleicht hat er sich hier hingelegt“, sagt Fuchsberger. „Anfangs habe ich gedacht, es könnte hier zu Handgreiflichkeiten mit jemandem gekommen sein.“ Cornelia Corba glaubt, er habe mit dem Handy Hilfe holen wollen.
600 Meter muss der 83-Jährige dann am Fluss entlang gehen, er will sich nicht fahren lassen. Er will die 600 Meter, die sein Sohn im Wasser trieb, zu Fuß gehen, bis zu der Stelle, an der er gefunden wurde. „Mein Sohn war ein unglaublich guter Schwimmer“, erzählt Blacky dem Kripomann.
Als der 83-Jährige an den Mauern des Mühlkanals, am Fundort, stehen bleibt, ringt er nach Luft. Er stützt sich auf das Eisengitter, faltet die Hände, immer wieder senkt er den Kopf. Selbst an so einem Tag findet er Worte des Dankes.
Den Polizeibeamten und Helfern, die fast 12 Stunden nach Tommy gesucht haben, lässt er sagen: „Das war ganz großartig, ich bin euch außerordentlich dankbar.“ Cornelia Corba zur AZ: „So schrecklich und schmerzhaft es in Kulmbach war, so sehr bin ich froh, das gemacht zu haben.“ Über ihren Abschied von Tommy sagt sie: „Es war ein wahnsinnig naher Moment, ihn nochmal so zu sehen. Er sah so schön und friedlich aus.“
Am Kulmbacher Friedhof wurde der Sarg aufgebahrt. Auch enge Freunde kamen, um den Hinterbliebenen beizustehen. Am 27. Oktober soll die Trauerfeier sein, bevor Tommy daheim in Grünwald beerdigt wird. Ganz in der Nähe vom Haus seiner Eltern.
mpr/ta/kim
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