Bizarrer Prozess: Kinder wollen Erbe des reichen Ordensbruders

Der saubere Pater hatte es offenbar faustdick hinter den Ohren: Drei Kinder zeugte der fromme Kirchenmann mit drei verschiedenen Frauen und nebenbei scheffelte er ein Vermögen von rund einer halben Million Euro. Um das balgen sich jetzt seine Erben.
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Liechtenstein: Hier schlummert das Geld des toten Paters
dpa Liechtenstein: Hier schlummert das Geld des toten Paters

TRAUNSTEIN - Der saubere Pater hatte es offenbar faustdick hinter den Ohren: Drei Kinder zeugte der fromme Kirchenmann mit drei verschiedenen Frauen und nebenbei scheffelte er ein Vermögen von rund einer halben Million Euro. Um das balgen sich jetzt seine Erben.

Die beiden Töchter wollen zumindest den ihnen per Gesetz zustehenden Pflichtteil und klagen deshalb vor dem Landgericht Traunstein.

Drei uneheliche Kinder – das war nicht das Einzige, was der trickreiche Ordensgeistliche vor derWelt geheim hielt. Auf der Bank hatte er 200.000 Euro auf einem Festgeldkonto. Dazu besaß er Gold im Wert von 100.000 Euro. Von einem weiteren Depot über 200.000 Euro bei einer Bank in Liechtenstein wusste offenbar nicht einmal das Finanzamt. Als Krönung seiner Geschäfte gründete der Pater noch zu Lebzeiten eine Stiftung. Offiziell ging es um die „Förderung von Wissenschaft, Forschung und Naturheilkunde, sowie die Unterstützung der Armen“.

Das Landgericht Traunstein kam jetzt zu der Einsicht, das es dem scheinheiligen Bruder damals doch mehr um „steuerliche Optimierung“ gegangen war. Bis 2007, als der Pater schließlich im Alter von 79 Jahren friedlich entschlummerte, hatte er es tatsächlich geschafft, seine Ordensmitbrüder, das Finanzamt und sogar die eigenen Kinder an der Nase herumzuführen. Der Sohn und die beiden Töchter, eine lebt inzwischen in München, die andere in den Vereinigten Staaten, sollten beim Nachlass leer ausgehen. Als Alleinerben hatte der Pater die Stiftung eingesetzt, deren Chef und auch Testamentsvollstrecker sein Bruder ist.

Vaterschaft anerkannt

Die beiden Töchter klagten gegen das Testament, mit einigem Erfolg: Zunächst hatte die Stiftung versucht, Zweifel an der Vaterschaft der Kinder zu wecken. Doch die Sache ging schief. Der Geistliche hatte bereits 1971 und auch in den 90er Jahren die beiden Mädchen schriftlich als seine leiblichen Töchter anerkannt. Der Sohn war noch als Kind von Fremden adoptiert worden.

Mit Hilfe des Traunsteiner Landgerichts versuchen die Töchter nun an ihr Erbe zu kommen. Auf ein Viertel der Erbmasse haben sie die Stiftung verklagt. Dabei kam jetzt heraus, dass das Vermögen ihres verstorbenen Vater deutlich größer ist, als bisher angenommen. Richter Gerhard Bezzel ordnete an, dass die Stiftung detailliert Auskunft über den gesamten Nachlass geben muss. Dazu gehört nach Ansicht des Gerichts auch ein Grundstück samt Haus, welches der Pater in den 70er Jahren erwarb und in dem noch heute eine Naturheilpraxis existiert. Dagegen legten die Stiftung und der Bruder des Verstorbenen inzwischen Rechtsmittel ein.

Der Streit um das Erbe des steinreichen Ordensbruders geht damit in eine neue Runde.

kd,rah

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