Bittere Pillen: Ärzte wollen Vorkasse
MÜNCHEN - Der Streit um mehr Geld zwischen bayerischen Fachärzten und Krankenkassen: Am meisten trifft das die Patienten. Denn die sollen künftig bei vielen Leistungen in Vorkasse gehen oder nur noch auf Rechnung behandelt werden. Die AZ sagt, wie sich gesetzlich Versicherte jetzt verhalten sollen
„Ärzte sind ohne Wenn und Aber dazu verpflichtet, Patienten bei Vorlage der Versichertenkarte zu behandeln“, sagt Michael Leonhart, Pressesprecher AOK Bayern. „Patienten sollten auf keinen Fall in Vorkasse gehen oder eine Rechnung unterzeichnen.“ Wer das trotzdem macht, soll von der AOK das Geld nicht mehr bekommen. „Die Krankenkasse darf in diesem Fall die Kosten gar nicht erstatten“, erklärt Leonhart.
Verlangt ein Arzt Vorkasse oder die Unterzeichnung einer Rechnung, sollten Versicherte das ihrer Krankenkasse melden. „Bei der AOK gab es bayernweit von Versicherten-Seite erst vereinzelt Reaktionen“, sagt Leonhart.
Wird man sich nicht einig, besser den Arzt wechseln
In Nürnberg wurden in zwei Fällen Patienten von ihrem Arzt mit Kostenvoranschlägen konfrontiert. „Sie haben sich aber ganz richtig verhalten und sind damit zur AOK gekommen“, so Leonhart.
Werden sich Versicherte mit dem Arzt nicht einig, sollten sie ihn wechseln. „Das ist auch in laufender Behandlung, etwa bei einer Schwangeren möglich.“ Die Praxisgebühr ist dann nicht noch mal fällig. „Es genügt, die Bescheinigung für das Quartal beim anderen Arzt vorzulegen“, sagt Leonhart.
Peter Friemelt von der Patientenstelle München fordert Versicherte auf, den Ärzten selbstbewusst gegenüberzutreten. „Sie haben ein Recht auf alle Kassenleistungen. Die haben sie durch ihre Beiträge ja schon bezahlt."
Michael Leonhart rechnet damit, dass zunächst die meisten Fachärzte wie bisher behandeln werden. „In den wenigen Fällen, wo es nicht so ist, werden wir uns nach Bekanntwerden an die Ärzte wenden“, sagt er. „Auch wir werden einschreiten, wenn es krass wird“, sagt Peter Friemelt.
Keine Barzahlung, keine Rechnung unterzeichnen – da herrscht Einigkeit bei Krankenkassen und Verbraucherschützern. Nur die Ärzte sehen das bekanntlich noch etwas anders.
Verena Duregger
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