Bistum gegen Blogger
Der Journalisten Stefan Aigner vom Online-Magazin regensburg-digital.de wehrt sich gegen eine Einstweilige Verfügung. Seine Leser spenden Geld für einen Rechtsstreit gegen die Diözese Regensburg.
Der Ärger begann im vergangenen Frühjahr. Internet-Journalist Stefan Aigner (37) hatte einen gepfefferten Kommentar geschrieben. Der Titel: „Aufklärung auf katholisch“. Wer den Text heute anklickt (www.regensburg-digital.de) findet mittendrin in fetten Buchstaben den Vermerk: „Diese Passage wurde uns per Einstweiliger Verfügung des Landgerichts Hamburg verboten.“
Was darf man schreiben? Der Blogger und das Bistum Regensburg sind da unterschiedlicher Meinung. Jetzt zieht Aigner mit der finanziellen Unterstützung seiner Leser gegen die katholische Kirche vor Gericht. Gut 10.000 Euro an Spenden hat er dafür sammeln können. „Ich war ziemlich baff, dass das so funktioniert hat“, sagt er zur AZ.
Der Schreiber wehrt sich gegen die Einstweilige Verfügung, die im Zusammenhang mit seiner Berichterstattung über den Missbrauchsfall von Riekofen eintrudelte. Seither ist ihm untersagt, bestimmte Äußerungen zu wiederholen – sonst droht ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro. Konkret: Die Diözese will verhindern, dass er Zahlungen der Kirche an das Opfer eines pädophilen Geistlichen weiter als „Schweigegeld“ bezeichnet.
Aigner soll nicht mehr den Eindruck vermitteln dürfen, dass das Bistum mit Geld etwas vertuschen wollte. Der Journalisten legte Widerspruch ein. Deshalb klagt die Diözese. Am Dienstag kommt es in Hamburg zur Verhandlung. Die Fronten sind verhärtet: „So was muss man schreiben dürfen“, beharrt Aigner. „Ich halte das für eine grundsätzliche Frage der Presse- und Meinungsfreiheit.“
Das Bistum Regensburg sieht das anders: „Er verbreitet Unwahrheiten“, sagt Sprecher Clemens Neck über den Blogger. „Die Zahlungen haben mit Schweigegeld definitiv nichts zu tun. Das ist belegbar.“ Kleine Notiz am Rande: Journalisten Aigner ist selbst noch katholisch, zumindest formal. „Ich wollte schon lange austreten und bin noch nicht dazu gekommen.“
Julia Lenders
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