Bischof feuert Sex-Priester

Würzburg - Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern wurde ein Priester aus Oberfranken im Jahr 2000 zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Als er jetzt versuchte, die Familien der drei Buben unter Druck zu setzten, kochte der ganze Skandal wieder hoch. Der Würzburger Bischof entzog dem uneinsichtigen Geistlichen (71) die Priesterwürde.
Im Skandal um einen wegen Kindesmissbrauchs verurteilten Priester aus Oberfranken hat der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann nun zum drastischen Mittel der Amtsenthebung gegriffen. Der weiterhin uneinsichtige 71-Jährige dürfe mit sofortiger Wirkung nicht mehr sein Priesteramt ausüben, teilte der Würzburger Generalvikar Karl Hillenbrand am Dienstag in einer in Würzburg verbreiteten Erklärung mit. Außerdem veranlasste Hofmann eine Kürzung der Ruhestandsbezüge des früheren Kirchenmanns um 20 Prozent.
Priester schickte zwei Detektive los
Bischof Hofmann reagierte damit auf neuerliche Vorwürfe gegen den 71-Jährigen. Der Theologe habe erst vor Kurzem Druck auf Familien seiner Opfer ausgeübt, betonte Hillenbrand. Der 71-Jährige habe die Angehörigen dazu bewegen wollen, frühere Aussagen gegen ihn zurückzunehmen. Dazu habe er eigens zwei Detektive engagiert, die die Angehörigen zu diesem Zweck aufgesucht hätten. Damit sei für Bischof Hofmann eine „veränderte Situation“ entstanden.
„Die betroffenen Familien fühlen sich durch dieses Agieren so massiv unter Druck gesetzt, dass die Verletzungen der Vergangenheit wieder aufgebrochen und neue Traumatisierungen entstanden sind“, berichtet der Generalvikar. „Dadurch ist ein neuer, schwerwiegender und schuldhafter Tatbestand geschaffen worden“, fügte Hillenbrand hinzu. Den drei betroffenen Familien habe die Diözese ihr Bedauern ausgedrückt und das Verhalten des Geistlichen nochmals auf das Schärfste verurteilt.
Geistlicher darf keine Messe mehr zelebrieren
Mit der Suspendierung sei der frühere Kirchenmann de facto in den Laienstand versetzt worden, erläuterte Hillenbrand die Bedeutung dieses Schritts. Er dürfe keine Messe mehr zelebrieren. Im April 2002 war der Geistliche bereits zwangspensioniert worden, nachdem er sich geweigert hatte, eine Stelle anzunehmen, die ihn nicht mit Kindern in Kontakt gebracht hätte. Im Jahr 2000 hatte ihn das Landgericht Coburg wegen sexuellen Missbrauchs in sieben Fällen an drei Minderjährigen rechtskräftig verurteilt.
Der Geistliche habe am Dienstag in einem Gespräch mit Bischof, Generalvikar, Personalreferent und einem Justiziar eingeräumt, dass zwei der drei Opfer-Familien auf seine Veranlassung hin von zwei Privatdetektiven aufgesucht wurden. Bei der dritten Familie habe ein Besuch offensichtlich noch angestanden. „Ich sehe es daher als meine Pflicht an..., die Familie vor der möglichen Aktion öffentlich zu warnen“, betonte der Generalvikar. Zugleich bedauerte er, dass der Geistliche auch noch von einer Gruppe von Sympathisanten – darunter auch Priester und Ordensleute – unterstützt werde.