Bienenweide für Schloss Bellevue: Forscher begrüßen Idee
Gmund am Tegernsee/Berlin (dpa/lby) - Wissenschaftler haben den Vorstoß einer oberbayerischen Naturschützerin begrüßt, den Rasen vor Schloss Bellevue in eine bienenfreundliche Blühwiese zu verwandeln. "Es wäre natürlich sehr wünschenswert, wenn gesellschaftspolitisch so besondere Flächen wie jene vor dem Sitz des Bundespräsidenten mit bestem Beispiel vorangingen", sagte der Zoologe, Evolutionsbiologe und Naturschützer Josef Reichholf der Deutschen Presse-Agentur. "Den Kommunen ist es nach wie vor kaum zu vermitteln, dass blühende Blumen besser sind als mehrfache Totalrasur, die "gepflegt" aussieht."
Reichholf prangert grundsätzlich übertriebenes Mähen von Freiflächen, Böschungen, Dämmen und Parks an; dies sei nach der Landwirtschaft die Ursache Nummer zwei für den Rückgang der Biodiversität, schrieb er im Januar unter dem Titel "Vernichtende Pflege" im Naturschutz Magazin. Ein Verzicht auf zu intensive Pflege spare auch Geld.
Der Landschaftsökologe und frühere Leiter der Umweltakademie Laufen, Josef Heringer, nannte den Vorstoß "hochbegrüßenswert". "Der "Ras(s)ismus", der mit dem Rasenkult betrieben wird, verdient es, bekannt gemacht zu werden. Auch um Bellevue gibt es sicher Grünflächen, die sehr wohl als bunte Wiese gehalten werden und nicht aus Gartendenkmals-Gründen permanent kurz gehalten werden müssen."
Die Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal, Angela Brogsitter-Finck, hatte an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geschrieben und angeregt, die Grünfläche vor seinem Amtssitz zur Bienenweide zu machen. Das Bundespräsidialamt, das den Vorschlag "mit Interesse" zur Kenntnis nahm, stellte klar, dass der Park rund um das Schloss vielfältig genutzt wird - und keineswegs gänzlich bienenfrei ist. Im Rahmen der Initiative "Deutschland summt" entsteht dort sogar Honig. Im westlichen Teil wiederum bildet nach Angaben einer Sprecherin eine Wildwiese Nahrung und Heimat für Insekten.