Bibliothek in Passau: Hausmeisterin findet Schatz!
Eine Hausmeisterin findet einen vergessenen Silberschatz in einer Passauer Bibliothek. Die Münzsammlung wurde vor rund 200 Jahren während der Säkularisation 1803 versteckt.
Passau – Es ist unfassbar: Jahrzehntelang schlummerte ein wertvoller Silberschatz in einem Magazin der Staatlichen Bibliothek Passau. Und der einzige Mensch, der davon wusste, hatte sich zu seiner aktiven Dienstzeit nie darum gekümmert. Jetzt stieß Hausmeisterin Tanja Höls (43) auf die Münzsammlung – und löste damit einen gewaltigen Wirbel aus.
„Mein Vorgänger wusste von der Schatulle, aber er hat nie etwas damit gemacht“, so Bibliotheksleiter Markus Wennerhold gestern zur AZ. Warum das so ist, ist – vorsichtig ausgedrückt – schlecht nachvollziehbar. Immerhin hat der Schatz schon mal einen enormen materiellen Wert – „im sechsstelligen Bereich“, so Wennerhold.
Außerdem geben die insgesamt 172 Münzen, die ältesten sind rund 2500 Jahre alt, einen historisch wertvollen Einblick in die Geschichte der Passauer Bibliothek. Und sie spiegeln außerdem auch noch wunderbar aufschlussreich die ausgeprägte Schlitzohrigkeit des Niederbayern im Allgemeinen und des Passauers im Speziellen.
Denn der Fund stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus der einstigen Münzsammlung der Passauer Fürstbischöfe. Diese sollte während der Säkularisation um 1803 nach München geschickt werden – zum Wohl und Nutzen des bayerischen Kurfürsten. „Offenbar wurden bewusst die schönsten Stücke beiseite geschafft und versteckt“, so der Bibliotheksleiter.
Was so illegal wie verständlich ist. Und zweifellos haben die trickreichen Passauer Anfang des 19. Jahrhunderts eine sehr gelungene Auswahl getroffen. „Die Münzen stammen aus griechischer, römischer und byzantinischer Zeit“, so Markus Wennerhold gestern. „Die Größte ist mehrere hundert Gramm schwer. Die Jüngste stammt aus der Zeit Napoleons.“
In Vergessenheit geraten die edlen Silberstücke garantiert nicht mehr. Wennerhold lässt die guten Stücke derzeit von einem Fotografen ablichten und will die Bilder so schnell wie möglich online stellen (www.staatliche-bibliothek-passau.de). „Außerdem möchte ich einen Numismatiker hinzuziehen“, so der Bibliotheks-Chef. Mit dem zusammen will er die 172 Fundstücke begutachten, ihr Alter und ihre Herkunft bestimmen.
Und außerdem trifft es sich gut, dass die Staatliche Bibliothek in Passau nächstes Jahr ihren 400. Geburtstag feiert. Denn die Institution geht auf ein 1612 gegründetes Jesuitenkolleg zurück, ist also eine der ältesten öffentlichen Büchersammlungen Deutschlands – die sich zum runden Geburtstag mit einer ganz besonderen Münz-Ausstellung schmücken kann.
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