Betrügerin reißt Pfarrer mit
Die zu drei Jahren Gefängnis verurteilte Kirchenbetrügerin und ehemalige Leiterin des Jugendbüros von Ruhstorf an der Rott hat offenbar nicht alleine gehandelt. Mehrere Menschen ihres Umkreises sind ihre kriminellen Machenschaften offenbar verwickelt – auch der Pfarrer gerät jetzt ins Visier der Ermittler.
Passau - Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts der Beihilfe zur Untreue unter anderem auch gegen den Ruhstorfer Pfarrer, mit dem die ehemalige Leiterin des Jungendbüros laut Aussage vor Gericht eine langjährige Beziehung hatte.
Das Betrugssystem der Jugendpädagogin stützte sich auf gefälschte Belege und Scheinrechnungen, mit denen sie private oder von der Diözese nicht genehmigte Ausgaben deckte. Zum Handlanger machte sich jeder, der ihr solche Belege aus Gefälligkeit ausstellte oder unterschrieb.
Laut Zeugenaussage der Pfarrsekretärin, die für die Buchhaltung des Jugendbüros zuständig war, gehörte zu diesen offenbar auch der Ortspfarrer. „Zweimal“ soll er laut ihrer Erinnerung an die „fünf bis zehn Belege“ unterschrieben haben. Es ging um Mietzahlungen an das Pfarrheim, die es in Wahrheit nicht gab.
In der Anklage hieß es, auch diese Mietzahlungen hätten der Verschleierung gedient. Es sollen 25 solcher Mietbelege in einer Gesamthöhe von mehr als 60000 Euro aufgetaucht sein.
Pikantes Detail am Rande: Der jetzt ins Visier der Staatsanwaltschaft geratene Geistliche gehört zu den niederbayerischen Anführern der „Rebellen im Priesterrock“, die sich den Unmut des Passauer Bischofs zugezogen haben.
Auf der anderen Seite ist dieser Pfarrer bei der Rottaler Bevölkerung derart geschätzt, dass ihn die Marktgemeinde nach einstimmigem Beschluss im vergangenen Sommer auf besondere Weise ehrte: Sie verlieh ihm für sein „beispielhaftes kirchliches Engagement“ zum 25-jährigen Priesterjubiläum die Bürgermedaille.
Die betrügerische Jugendpädagogin hat mehr als 200 Delikte mit einem Gesamtschaden von knapp 100000 Euro gestanden. „Sie hat auch andere Leute in die Kriminalität gedrängt“, legte ihre die Staatsanwältin im Plädoyer zur Last.
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