Betrüger-Bande brachte Oma (88) um 800.000 Euro

Mit Mitleidsgeschichten und unter falschen Namen von Nürnberger Juristen- Witwe „Darlehen“ erschlichen.
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Alexandra B. (24, Mitte) mit Giovanni F. (40, rechts), der vom Beuteanteil Heroin kaufte, im Gespräch mit einem Anwalt (links).
B.M. Alexandra B. (24, Mitte) mit Giovanni F. (40, rechts), der vom Beuteanteil Heroin kaufte, im Gespräch mit einem Anwalt (links).

NÜRNBERG - Mit Mitleidsgeschichten und unter falschen Namen von Nürnberger Juristen- Witwe „Darlehen“ erschlichen.

Mit immer neuen Mitleidsgeschichten beeindruckte eine Betrügerbande eine gutmütige und betuchte Seniorin (88), kassierte in 15 Monaten über 800.000 Euro an „Darlehen“. „Sie haben so gute Storys erzählt“, gestand Opfer Anna B. (Name geändert) gestern vor dem Nürnberger Landgericht. „Und ich war so dumm und hab’ sie geglaubt. Ich bin noch immer fassungslos, dass mir so etwas passiert ist.“ Das ärgerte und beschämte sie so sehr, dass sie sich lange nicht zur Polizei traute. Als Täter sind Alexandra B. (24), ihr Lebensgefährte Friedrich S. (25), Giovanni F. und Richard P. (40) wegen Bandenbetrug und Bandendiebstahl angeklagt. Laut Anklage waren noch mehr Leute beteiligt, deren Namen der Sinti-Clan nicht preisgibt.

Ein raffinierter Plan

Ihr Plan war raffiniert: Abwechselnd klopften sie bei der rüstigen Rentnerin an. Baten anfangs um 100 Euro für hungernde Zirkustiere, später um Geld für ein kaputtes Zelt, die Lebertransplantation für Alexandras schwer verunglückten Bruder oder den kranken Vater. Alles Lügen, es gab weder einen Zirkus, noch stimmten die jüdischen Namen, mit denen sich die Täter – Sozialhilfe-Empfänger aus der Nürnberger Südstadt – bei der Witwe eines Nürnberger Juristen vorstellten, der im KZ saß und nur durch Flucht das Nazi-Regime überlebte.

Die Betrüger waren "sehr unverschämt"

„Deshalb wollte ich den Leuten ja anfangs helfen“, erklärte die zerbrechliche Anna B., die sich auch Quittungen geben ließ für die in bar überlassenen Beträge. Doch zurückgezahlt wurde nie, die alte Dame mit Ausreden vertröstet. Einer der Betrüger sei „sehr unverschämt gewesen, hat 50.000 Euro verlangt, ich gab ihm 10.000“, erinnerte sich die Zeugin, bedächtig in ihren Antworten und um Genauigkeit bemüht. „Die Scheine hat er ins Hemd gesteckt und ist abgezischt.“ Mit feinen Manieren wickelte sie dagegen ein anderer Besucher ein, angeblich der Vater von Alexandra B. alias Claudia Lewi. „Der wirkte wie ein liebenswürdiger, besserer Herr“, schwärmte Anna B. fast. Wiedererkannt hat sie all die Männer nicht vor Gericht, doch die räumten die Taten bereits ein.

Als angebliche Kriminalpolizisten Tresor ausgeräumt

Auch Alexandra B., die zwölf Mal die Rentnerin aufsuchte, zuletzt Anfang 2008, um ihr weitere 60.000 Euro herauszulocken. Da wartete Anna B.s Anwalt Rudolf Zeller in der Wohnung, versuchte die Täterin festzuhalten, doch sie entkam. Immerhin konnte er sie fotografieren und ihre Fingerabdrücke nehmen. Zwei Monate später, als die Polizei bereits ermittelte, erschien der Angeklagte Richard P. mit einem Helfer bei Anna B. Die angeblichen Kriminaler wollten ihr Restvermögen kontrollieren. Der eine lenkte die Frau ab, der andere räumte den offenen Tresor aus. Inhalt: Gold und Schmuck für 90.000 Euro. Richard P. bot gestern eine Entschuldigung an. „Und wo ist das ganze Zeug geblieben?“, fragte Anna B. reserviert und erhielt keine Antwort. „Da haben’S aber allerhand verschwinden lassen“, stellte sie resigniert fest. Der Prozess geht weiter. cis

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