Betreuung früh festlegen!
Der Tod einer alten Frauim Pflegeheim beweist: Ohne Verfügung setzt ein Teufelskreis ein.
NÜRNBERG Ein halbes Jahr lang, bis zu ihrem Tod, musste die Nürnbergerin Babette R. (91) in der geschlossenen Abteilung eines Pflegeheims leben. Sie wollte es nicht, ihr eigener Sohn (64) wollte es nicht, aber die Bürokratie gewährte keinen Ausweg aus dem Teufelskreis...
Zwölf Jahre lang hatte Helmut R. seine an fortschreitender Demenz leidende Mutter problemlos betreut. Sogar eine gemeinsame Wohnung in Langwasser bezogen sie, um der betagten Dame einen Aufenthalt im Heim zu ersparen. Der entscheidende Fehler, der ihnen dabei jedoch unterlief: Helmut R. hatte sich die Betreuung seiner Mutter juristisch nicht absichern lassen. Das hatte fatale Folgen.
Nicht einmal Einblick in ihre Akten wurde ihm gestattet
Als Helmut R. für eine Woche selbst ins Krankenhaus musste, landete seine Mutter in der geschlossenen Abteilung eines Pflegeheims - und bekam vom Amtsgericht einen Betreuer zugeteilt. Sohn Helmut hatte von da ab nichts mehr zu sagen und durfte seine Mutter auch nicht mehr mit nach Hause nehmen. Nicht einmal Einblick in ihre Akten wurde ihm gestattet.
„Das hätte sich vermeiden lassen, wenn die Seniorin schon frühzeitig bestimmt hätte, wer sie im Notfall betreuen soll“, sagt die auf Familienrecht spezialisierte Nürnberger Rechtsanwältin Andrea Nachtweh. Sie empfiehlt, aufgrund der nicht immer ganz einfachen Rechtslage „auf jeden Fall einen Rechtsanwalt einzuschalten.“ Außerdem sollte nicht nur die Betreuungsfrage eindeutig geklärt sein, sondern auch, wie weit die ärztliche Versorgung in schweren Krankheitsfällen gehen soll. Für beide Bereiche gibt es Vordrucke, die zum Beispiel beim Bundesjustizministerium oder der Ärztekammer erhältlich sind.
Andrea Nachtweh weist noch auf weitere wichtige Punkte hin: „Man sollte die Verfügungen regelmäßig, etwa einmal im Jahr, neu unterschreiben, um seinen festen Willen zu dokumentieren. Außerdem wäre es gut, wenn auch ein oder mehrere Zeugen das Dokument unterschreiben würden, damit später keine Zweifel aufkommen.“hr
- Themen: