Bergretter entsetzt: Bilder zeigen Verwüstung in lebensrettender Hütte am Watzmann

Eine Nothütte am Watzmann rettete Bergsteigern in der Vergangenheit mehrfach das Leben, wenn die Wetterverhältnisse unerwartet widrig wurden. Nun ist sie schon wieder zerstört worden. Und es ist leider kein Einzelfall.
AZ/dpa |
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Die Sonne leuchtet über dem Watzmann.
Bayerisches Rotes Kreuz 9 Die Sonne leuchtet über dem Watzmann.
Der Schaden an der Bergwacht-Hütte am Watzmann ist größer als bisher angenommen.
Bayerisches Rotes Kreuz 9 Der Schaden an der Bergwacht-Hütte am Watzmann ist größer als bisher angenommen.
Die Bergwacht Ramsau  hat das sonnige Wetter genutzt, um zusammen mit zwei Polizeibergführern der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) ihre Unterstandshütte am Watzmann-Hocheck zu reparieren.
Bayerisches Rotes Kreuz 9 Die Bergwacht Ramsau hat das sonnige Wetter genutzt, um zusammen mit zwei Polizeibergführern der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) ihre Unterstandshütte am Watzmann-Hocheck zu reparieren.
Ein oder mehrere Unbekannte haben die Notunterstandshütte der Bergwacht Ramsau am Watzmann-Hocheckgipfel erneut massiv beschädigt.
Bayerisches Rotes Kreuz 9 Ein oder mehrere Unbekannte haben die Notunterstandshütte der Bergwacht Ramsau am Watzmann-Hocheckgipfel erneut massiv beschädigt.
Die Zwischenwand wurde mit roher Gewalt durchbrochen.
Bayerisches Rotes Kreuz 9 Die Zwischenwand wurde mit roher Gewalt durchbrochen.
Der Schaden an der Notunterstandshütte der Bergwacht Ramsau am Watzmann-Hocheckgipfel ist groß.
Bayerisches Rotes Kreuz 9 Der Schaden an der Notunterstandshütte der Bergwacht Ramsau am Watzmann-Hocheckgipfel ist groß.
Die Fensterscheibe wurde eingeschlagen.
Bayerisches Rotes Kreuz 9 Die Fensterscheibe wurde eingeschlagen.
Königssee vor dem Watzmann. (Archivbild)
Lino Mirgeler/dpa 9 Königssee vor dem Watzmann. (Archivbild)
Essensreste und leere Verpackungen im Biwak am Jubiläumsgrat.
DAV Sektion München und Oberland  9 Essensreste und leere Verpackungen im Biwak am Jubiläumsgrat.

Böse Überraschung an Allerheiligen: Als Mitglieder der Bergwacht Ramsau das milde und sonnige Wetter nutzen wollten, um zusammen mit zwei Polizeibergführern der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) ihre Unterstandshütte am Watzmann-Hocheck zu reparieren, stellten sie zusätzlich zu den bereits von einem Bergsteiger gemeldeten Verwüstungen weitere Schäden fest.

Diese ließen eine "eine pure und sinnlose Zerstörungslust vermuten, da es offensichtlich nicht nur darum ging, in die Hütte reinzukommen", wie der Kreisverband Berchtesgadener Land des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in einer Mitteilung schreibt. "Da all die Schäden durch massive mutwillige Gewalt entstanden sind, vermuten wir die gleichen Täter dahinter", sagt Bereitschaftsleiter Michael Renner.

Die Notunterstandshütte habe in der Vergangenheit mehrfach Leben gerettet, wenn die Wetterverhältnisse sehr widrig gewesen seien. Zudem diene sie der Bergwacht als Materialdepot. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter zweifeln nun, ob sie die Hütte weiter erhalten sollen, da sie immer wieder beschädigt wird. Beim BRK schätzt man, dass für Material, Reparaturen und Hubschrauberflüge mindestens eine Summe in vierstellige Höhe nötig ist.

 Eispickel oder Steigeisen benutzt

Als die Einsatzkräfte eintrafen, habe im ersten Notraum die Tür offengestanden, das Holz sei durchnässt gewesen und 15 Zentimeter Schnee hätten darin gelegen. Außerdem sei ein Vorhängeschloss zum Hauptraum und dem Materialdepot so stark beschädigt gewesen, dass es aufgeflext werden musste. Die Bergretter gehen davon aus, dass sich jemand mit einem Eispickel oder Steigeisen daran zu schaffen gemacht hat.

Mit einem Schlüssel war das Schloss auf jeden Fall nicht mehr zu öffnen. "Im Ernstfall wären wir bei einem Einsatz ohne Werkzeug nicht mehr reingekommen und hätten weder die dortige Ausrüstung noch die Hütte als Stützpunkt nutzen können", sagt Michael Renner.

Damit nicht genug: Ein Fenster des öffentlich zugänglichen Schutzraums sei eingeschlagen worden, sodass Schnee und Regen hereingekommen seien und das Wasser die Holzwand beschädigt habe. Sie habe derart arg gelitten, dass sie wahrscheinlich überhaupt nicht mehr repariert werden könne, teilt das Rote Kreuz mit.

 Schaden auf 300 bis 400 Euro geschätzt

Die Bergwacht habe das Fenster vor Ort nur provisorisch als Schutz vor der Witterung mit einer Holzplatte verschließen können. Es müsse aber komplett ausgetauscht werden. Die Konsequenz: Der Schutzraum versinkt bis auf Weiteres in Dunkelheit, weil kein Tageslicht mehr hineingelangt. Die Polizeibergführer nahmen den Schaden vor Ort auf und leiteten ein Ermittlungsverfahren ein.

Die Vorgeschichte: Ein Bergsteiger hatte im Oktober ein Loch in einer Zwischenwand gemeldet. Der Schaden wurde ursprünglich auf 300 bis 400 Euro geschätzt. Zuletzt wurde die Hütte im Juni beschädigt, als eine Tür aufgebrochen wurde. In den vergangenen Jahren habe es noch weitere solcher Vorfälle gegeben, hieß es.

Biwak am Jubiläumsgrat total vermüllt 

Einen unschönen Anblick hat zuletzt auch die Biwakschachtel am Jubiläumsgrat zwischen Zugspitze und Hochblassen geboten: Ein Bergsteiger informierte die Alpenvereinssektion München und Oberland über jede Menge Müll in dem Schutzraum.

"Auf dem Grat selbst habe ich bereits Müll von Leuten gefunden und gesammelt, in dem Biwak sah es leider nicht besser aus: angebrochenes Trekking-Food, Schokolade auf einer Matratze und leere Riegel-Verpackungen", schildert der Tourengeher, der auch Fotos mitgeliefert hat.

Essensreste und leere Verpackungen im Biwak am Jubiläumsgrat.
Essensreste und leere Verpackungen im Biwak am Jubiläumsgrat. © DAV Sektion München und Oberland 

Vom Alpenverein heißt es dazu: "Uns fehlen ehrlich gesagt die Worte. Erst vor wenigen Wochen haben wir die Biwakschachtel repariert, gereinigt und alle Bettlaken erneuert – auf eigene Kosten."

Es folgt ein Appell an alle, die in den Alpen unterwegs sind. "Nehmt euren Müll wieder mit! Hinterlasst den Platz so, wie ihr ihn selbst vorfinden möchtet. Nur so bleibt das Biwak das, was es sein soll: eine Notunterkunft für alle, die sie wirklich brauchen."  

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