Benficas letzter Glanz
NÜRNBERG - In der Meisterschaft hinkt Benfica Lissabon seinen eigenen Erwartungen weit hinterher. Die sind, wie jede Saison, auf das Maximum ausgereichtet: auf Platz eins in Portugal, den nationalen Pokal-Sieg und einen internationalen Titel.
Es soll der erste internationale Titel seit 1962, als der legendäre Eusébio auf dem Weg zum Triumph im Landesmeister-Cup mit seinen Kollegen den Club im Viertelfinale nach einer 1:3-Hinspielpleite mit 6:0 im heimischen Estadio da Luz vom Platz fegte, werden.
Trainer José Camacho ist 46 Jahre später mit Eusébios Erben weit davon entfernt, einen ähnlichen Glanz wie einst die noch heute verehrten Helden auf den Rasen zu zaubern. Mit einer Einschränkung: Rui Costa. „Er ist mein wichtigster Spieler“, erklärt Camach0. Und: „Wir sind heiß auf den Uefa-Cup.“
Allerdings vergeht kaum ein Wochenende, an dem seine Schützlinge von den eigenen Fans und den ob Camachos nichtssagender Antworten verärgerten Medien scharf kritisiert werden. Bei zehn Punkten Rückstand auf Primus FC Porto und dem vorzeitigen Aus in der Gruppenphase der Champions-League gegen AC Mailand, Celtic Glasgow und Donezk kein Wunder. Auch, weil Camacho tönt: „Wir waren die beste Mannschaft.“ Ansichtssache.
Nürnberg müsste zwei Tore schießen
Zumal das Hinspiel letzten Donnerstag gegen den Club, international betrachtet eher ein Niemand im Konzert der Großen, nur deshalb nicht zum Rohrkrepierer mutierte, weil FCN-Torhüter Jaromir Blazek einen von jeder E-Jugend-Nummer-Eins zu haltenden Ball passieren ließ. „Das 1:0“, zeigt sich Camacho zufrieden, „ist ein gutes Ergebnis. Nürnberg müsste zwei Tore schießen, und dass ist in dieser Saison noch kaum einem Gegner gegen uns gelungen.“ Defensiv-Spezialist Petit unkt, „dass wir rausfliegen werden, wenn wir uns auf ein torloses Remis beschränken würden. Wir müssen nicht, wir wollen aber gegen den Club gewinnen.“
Weil „die Meisterschaft für uns abgehakt ist“, erklärt Camacho, „wollen wir nun wenigstens den Uefa-Cup holen.“ Dank Rui Costa, dem 35-jährigen Oldie im Vorruhestand, der kommende Saison als Sportdirektor bei Benfica einsteigen wird. Zuletzt, beim 2:0-Sieg in Naval, wurde das Fan-Idol 84 Minuten geschont. „Und dann hatte er zwei Aktionen, wie ich es nur von ihm erwarten kann“, wird Camacho beinahe euphorisch.
Inklusive einer famosen Vorbereitung zum finalen Treffer durch Nuno Assis. Rui Costa, die weiße Kopie des in Mosambik geborenen Eusébio, er soll auf seine alten Tage noch einmal für Glanz beim portugiesischen Rekordmeister sorgen. Heute Abend, das hoffen die Benfica-Fans, nicht zum letzten Mal im Uefa-Cup.
Markus Löser
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